Misstrauen kommt nie zu früh, aber oft zu spät. – Johann Gottfried Seume.

Diesen Spruch las ich heute auf irgendeiner Internetseite als Spruch des Tages. Um es vorweg zu nehmen: er findet absolut nicht meine Zustimmung.

Ich mache Haltungscoachings, das heißt, ich frage Menschen, wenn sie ihre Ziele gefunden, gesiebt, gewichtet, formuliert haben, mit welcher inneren Haltung sie denn wohl auf ihr Ziel losgehen wollen.

Wir haben zu allem eine Haltung, eine innere Einstellung, ein (Lebens)Motto, eine Devise: zum Wetter, zur Bahn, zu Weihnachten, zum Chef, zum Erfolg, zum Leben.

Ich begegne immer wieder Menschen, die Vertrauen mit Naivität gleichsetzen. Das KANN so sein, ja. Es gibt Situationen, wo ein gehöriges Maß an Misstrauen angebracht ist (z.Z. bei den Banken, um nur ein aktuelles Beispiel zu nennen), wo wir wach und aufmerksam hinschauen, hinhören, wo wir nicht blauäugig irgendwelche Versprechungen und vermeintlichen Experten glauben. Viele beziehen der einfachheithalber nun die Gegenposition: statt „ich vertraue jedem und allem blind und taub“ lautet die Haltung dann: „ Misstraue erst mal allem und jedem, das ist – siehe Eingangszitat des Tages – sicherer, sonst bist du nachher der Dumme.“

Es wird also gar nicht mehr situativ unterschieden und entschieden: ist jetzt Misstrauen oder Vertrauen gefragt oder gar beides, sondern es wird eine generell einseitige Haltung etabliert.

Ich schließe mich der Einstellung von Johann Nepomuk Nestroy an, der meinte: „Zuviel Vertrauen ist häufig eine Dummheit, zuviel Misstrauen immer ein Unglück.“ – und stehe hin und wieder mal als die Dumme da. Das ist mir persönlich allemal lieber, als Unglück zu säen oder zu ernten.

Vielleicht haben Sie ja Lust auf ein kleines Experiment: Probieren Sie es aus – nur mal heute oder eine Stunde oder jeweils 1 Minute lang –   wie sich das anfühlt,  zwischen den Haltungen hin und her zu springen: z.B. von „Alle wollen mich eh nur ausnehmen“ auf „Das Leben und die Menschen meinen es gut mit mir.“ Wie immer das Ergebnis ausfallen wird, denken Sie daran: Was wir erwarten, werden wir finden, meinte jedenfalls Aristoteles.

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