Die Kunst es mir selbst schwer zu machen schlug mal wieder zu. Beispiel gefällig? Es hatte was mit einer neuen Kolumne zu tun, die ich für ein Stadtmagazin 1 x monatlich schreiben sollte/darf. Sie werden die entsprechenden „Lebenskunst-Facetten“ hier ebenfalls mitverfolgen können.

Vielleicht leszielscheibeen Sie ja auch so gerne Kolumnen wie ich? Ich liebe sie. Sie sind wie kleine Fluchten im Alltagstrott. Sie sind wie der heimliche Klecks Nutella auf drögem Diätknäckebrot. Sie halten einem auf lockerleichte Art den Spiegel vor, just in der Dosis, die ich noch gut abkann. Außer Kolumnen liebe ich noch Lesen, Denken, Widerworte geben und vor allen Dingen liebe ich Schreiben. Ach, was freute ich mich, als Claudia Vogt mich fragte: „Hast du nicht Lust im Spenger Echo ’ne Kolumne zu schreiben?“ Yippy, juchhu! Aber ja doch!

Euphorisch machte ich mich ans Schreibwerk. Ich wollte un-be-dingt einen superguten, Sie schwer beeindruckenden Artikel abliefern. Also legte ich mich schwer ins Zeug, schliff, hämmerte, feilte schwer am Text rum, puh, um Claudia noch kurz zu fragen: „Isses recht so?“ Die Antwort war ebenso kurz: „Nö. Viel zu schwer! Du kannst lockerer.“ Meine inzwischen eh schon schwer angeschlagene Euphorie sauste schneller als jeder Kinderpopo die Rutsche runter: Na bravo. Punktlandung. Voll in den Sand gesetzt!

Kommt Ihnen das bekannt vor? Da will Mann oder Frau un-be-dingt etwas besonders toll machen: Die Torte zum 60sten der Freundin, das Beleidsschreiben für den Kollegen, die Präsentation vor wichtigen Entscheidern – und peng, alles, was sonst mühelos und perfekt gelingt, geht daneben. Es ist wie verhext.

Woran liegt’s? Die Antwort der ZEN-Weisen und Bogenschützen lautet: „Nicht zielen, dann triffst du!“ Will meinen, versteifst du dich zu sehr aufs Zielen und Gewinnen (von Ruhm, Ehre, Anerkennung, Titel), ist Scheitern vorprogrammiert. Exakt dieses unbedingte Siegen- oder Beeindrucken-Wollen sorgt dafür, dass du verkrampfst und den Pfeil bzw. die Torte, die Worte, die Tore – oder den Artikel verreißt.

In jungen Jahren hätte mich das für Wochen gramgebeugt und voller Selbstzweifel über dem Laptop zusammen sinken lassen: Du kannst nix, bist nix, vergiss es. Der Mensch ist lernfähig und Lebens- und Coachingerfahrung zeigt, das schlichtes Sich-Erinnern einen aus dem Selbstzweifelsandkasten steigen lässt: Wem die Torte 10 x supergut gelungen ist, wer zig Dankesworte für seine Art zu trösten bekommen hat, wer mit Präsentationen schon brilliert hat, der/die muss sich nicht wirklich Sorgen machen um seine Fähigkeiten auf diesem Gebiet.

Er oder sie kann! Die Kunst besteht darin, nicht zu sehr zu wollen, nicht zu viel und nicht zu wenig Spannung aufzubauen, sondern in rechtem Maße loszulassen, will man oder frau ins Schwarze treffen! Ob ich das Jogi Löw mal simsen sollte?

In diesem Sinne: Bleiben Sie locker und gespannt!

(Kolumne: Erschienen unter Lebenskunst-Facetten im Stadtmagazin Spenger Echo, Ausgabe 02/2015 – KV-Verlag Claudia Vogt)

Auf den Titel bin ich übrigens gekommen, weil ich mich an meine Coachingabschlussarbeit erinnerte, dem u.a. das beeindruckendes Buch von Eugel Herrigels ZEN in der Kunst des Bogenschießens zugrunde lag. Es erschien erstmalig 1948! Und, auch wenn die Sprache etwas verstaubt sein mag, die Botschaft und die Beschreibung des Weges dahin ist immer noch faszinierend!

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