Lebenskunst-Facetten
‚Dankeschön’ oder ‚Da nich für!’
Gar nich so einfach, auf Dank zu reagieren
Das häufte sich jetzt aber! Kaum bedankte ich mich bei jemandem für die unerwartet nette Zusammenarbeit, für die liebe Echt-Postkarte, die mich aus einem kleinen Zwischentief befreite, für Spontanhilfe, als mein PC im unpassendsten aller Momente abstürzte, kam ein „Ach, da nich für!“ zurück. Mal mit mal ohne wegwerfende Handbewegung.
Wie reagieren Sie, wenn jemand sich bei Ihnen bedankt? Ich meine nicht dieses gewöhnliche Bitte-Danke-Bitte-Sagen, wenn die Kassiererin Ihnen das Wechselgeld in die Hand drückt. Ich meine, wie reagieren Sie, wenn jemand Ihnen herzinniglich danken will? Mich irritiert dieses „Da nich für!“ zuweilen. Was will mir mein Gegenüber damit sagen?
Laut Google will er/sie mir umgangssprachlich und auf norddeutsch sagen: Gern geschehen. Keine Ursache. Das ist doch selbstverständlich. Ist doch eigentlich toll, wenn mir jemand das signalisiert. Warum bin ich dennoch irritiert?
„Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“, meinte der französische Literat Guy de Maupassant. Begegnen kann mensch sich auf der Sach, Fach- oder Beziehungsebene. Wenn die im Gespräch nicht übereinstimmen, reden Menschen schlicht aneinander vorbei, fühlen sich entsprechend unverstanden und nicht ernst genommen. Dann sind Missverständnissen, Irritationen, Verletzungen Tür und Tor geöffnet. In der großen Politik ebenso wie im kleinen Eigenleben.
Und exakt da liegt der Hase oder die Irritation begraben: Ich wollte jemanden auf Herzensebene begegnen, wollte ein wirklich ernst gemeintes Dankeschön anbringen – und kriegte eine als zu flapsig empfundene Floskel zurück. Rums! Herzensebene meint: Ich mache jemandem eine Näheangebot. Reagiert jemand nicht in derselben Tiefe, fühlt sich das an, als hätte einem jemand die Tür vor der Nase zugeschlagen. Ergebnis: Rums! Auch wir machen dicht. Aus Selbstschutz. Ende der Begegnung.
Regionale Ausdrücke sind etwas Gewachsenes, sie stiften Identität, stärken Heimatgefühle: Hier werde ich verstanden. Ich will das typisch westfälische „Da nicht für“ nicht abschaffen. Da hab ich nix um bei, um es ostwestfälisch auszudrücken. Was ich möchte: Sie, mich, uns sensibler für Worte und damit füreinander machen. Worte haben Macht. Welche fördern, welche verhindern zwischenmenschliche Begegnung?
Welche hätte ich denn lieber gehört? Zusammenarbeit: Ja, hat mir auch Spaß gemacht! Postkarte: Freut mich, dass du dich gefreut hast. PC-Engel: Mach ich gerne. Keine Ursache. Da nich für.
Danke schön, dass Sie sich ein paar Minuten Zeit genommen haben für meine Worte. Hat mich wirklich gefreut. Wäre gespannt, was Sie jetzt darauf antworten würden.
Herzlich grüßt Sie bis zur nächsten Begegnung hier
Ihre Maria Ast
(Kolumne: Erschienen unter Lebenskunst-Facetten im Stadtmagazin Spenger Echo, Ausgabe 03/2015 – KV-Verlag Claudia Vogt)
Liebe Frau Ast,
ich freue mich, dass Sie sich dem Thema „danichfür“ angenommen haben.
Für mich ist das ein so „gruseliger“ Ausdruck, dass ich am Liebsten davon laufen würde, wenn ich ihn wo auch immer höre.
Regional gewachsen eine Sache aber plötzlich hört man diesen Satz aus allen Ecken und das finde ich einfach unpassend.
Danke schön für Ihre zustimmende Rückmeldung. Ich hoffe, Sie haben ein paar klitzekleine Alternativen mitgenommen, wie frau darauf re-agieren kann.
(Nebenbei bemerkt: Zuerst wollte ich mich spontan und um’s zu verdeutlichen, wie unpassend dieser Ausdruck meisten ist, mit: Danichfür! bei Ihnen bedanken. Nunja, wusste nicht genau, wie ironiestandfest Sie sind ;-)).
Helle Frühlingsgrüße.