Ich bin wütend. Das ist für mich immer das Zeichen, mich – mal wieder – abzugrenzen oder zu positionieren. Wie auch immer, diese will hier aus gegebenen Anlass noch mal geschrieben sein.
Sie stecken fest? Sie wollen oder müssen sich neu orientieren? Wenn Menschen feststecken oder sich neu orientieren wollen oder müssen und nicht weiterkommen, liegt es meiner Erfahrung nach einerseits daran, dass sie versuchen, mit bis dato zwar bewährten, sprich alten Werkzeugen neue Situationen zu bewältigen.
Gelingt das nicht, suchen viele immer häufiger Rat, Hilfe, Unterstützung bei einem Spezialisten. Womit wir m.E. beim eigentlichen Problem wären: Ob Arzt oder Coach oder Therapeut oder Trainer: Wer SpezialistIn ist, ist sehr, sehr selten auch Generalist. Spezialisten sind, wie das Wort selbst sagt, auf etwas spezialisiert, sie sind Experten für Teil-Bereiche, Bindestrich-Experten. Punkt. (Mit Erschrecken las ich grad im Blog, dass ich BindestriCK- geschrieben hatte. Freud lässt grüßen…)
Ähnlich wie in der Medizin, brauchen Menschen mitunter lange, bis sie kapieren, dass dieses Zersplittern in immer kleine Teilbereiche ihrem Zustand, ihrem Problem, ihrer Grundbefindlichkeit null gerecht wird. Ich könnte noch weiter ausholen: Selbst im Banken- oder Politikgeschäft: Wer überblickt noch wirklich, was wie zusammenhängt? Die Crashs sprechen eine andere Sprache.
Der – kundenbindende – Trend heißt: Spezialistentum. Und, hilft’s?
Hier wie dort: Immer kleinere Bits von Informationen, Problemen, Zielen werden diskutiert, in Angriff genommen, als Superlösung hochgejubelt, obwohl mensch längst ahnt, dass EINE Blickrichtung, die Fokussierung auf einen Teilaspekt nicht komplexe Probleme lösen kann. Kurz vor knapp, wenn niemand mehr so richtig durchblickt, besinnt man sich dann der Generalisten: Wenn’s ums Moral und Ethik, die großen Fragen der Menschheit geht, der Philosophen und wenn’s um Psyche geht, der Psychoanalytiker.
Mich faszinieren beide Ansätze. Weil sie Dingen auf den Grund zu gehen versuchen. Ich bin keine ausgebildete Psychoanalytikerin, habe aber dennoch viel Wissen und Eigenerfahrung auf dem Gebiet. Ich bin und werde in diesem Leben keine studierte Philosophin mehr werden (wollen), dennoch fasziniert und überzeugt mich die Art, wie die Philosophie einen Schritt zurücktritt, um GRUND-Legendes besser klären zu können. Ich bin und habe viele Methoden ausprobiert, verworfen, andere dafür begeistert aufgenommen. Und habe sie integriert in meine eigensinnige Art des Coachens.
Kann denn Vielfalt Sünde sein? Nein und nochmals nein!
Wenn ich denn diesen Spezialisten-Hype und „Du musst dich als Spezialistin positionieren, sonst wirkt das wie ein Bauchladen = und natürlich wirst du damit nie Erfolg haben“- bedienen möchte, dann nur als Paradoxon ausgedrückt:
Ich bin Spezialistin fürs Generelle. Eine Art Allgemein-Coach. Eine Osteopathin fürs Gemüt.
Von wegen Bauchladen! Wie lange habe ich mich davon irritieren lassen! Wer „Allgemein-Coach“ sein will, der sollte schon über eine große Bandbreite an Wissen und Erfahrung verfügen. Erst das befähigt ihn oder sie oder in diesem Fall mich überhaupt dazu!
Ich will es hier einfach noch mal in aller Deutlichkeit sagen: viel und breitgefächtertes Wissen, viel ausprobiert haben, viele Methoden, Strategien, Techniken zu kennen, vielfältig zu sein, Fülle zu haben, an Fachkenntnis und eigener Lebenserfahrung ist kein Bauchladen! Es ist für mich Basisvoraussetzung, um überhaupt als Lebenskunst-Coach arbeiten zu können. Es ist Basiskompetenz, die es überhaupt erst ermöglicht, Menschen über ihr – offensichtliches, häufig eben aber sehr verdecktes – Teilproblem hinaus unterstützen zu können.
Viele Spezialisten sind dann nämlich am Ende mit ihrem Latein. Oder, wie Watzlawick es so treffend ausdrückte: „Wer nur einen Hammer hat, für den sieht jedes Problem wie ein Nagel aus.“
Dass Coaching immer auch „speziell“ ist, muss nur noch denen erklärt werden, die diese Form der Unterstüzung (noch) nicht kennen. Nämlich dann, wenn es darum geht, Erkanntes sehr konkret in Form eines nächsten, sehr speziellen Schrittes festzulegen.
Heißt jetzt was für Sie?
Wenn Sie selbst ein Mensch mit vielen Eigenschaften und Kompetenzen sind: Lassen Sie sich nicht einen Bauchladen einreden! Finden Sie ein Dach unter dem Ihre Fülle Platz hat! (Das gilt grad besonders für Herrn H. – Extragruß an Sie hier.)
Wenn Sie also feststecken, es Ihnen bisher mit Hilfe von „Spezalisten“ nicht gelungen ist, Ihrem Ziel näher zu kommen, dann mache ich mal ganz konkret in Eigenwerbung: Vielleicht versuchen Sie es einfach mal mit einem Lebenskunst-Coaching.
Das Schlimmste, was dabei rauskommen kann ist, dass Sie u.U. fluchend oder heulend oder bedauernd erkennen, wie viel Zeit, Energie und Geld Sie am falschen Platz vergeudet haben.
Das Schönste, was passieren kann: Sie erkennen Zusammenhänge, innere, äußere, lernen eigensinniger auf sich zu hören – und wir finden gemeinsam raus, wann und wo es tatsächlich SINN macht, einen bzw. welchen Spezialisten Sie buchen sollten.