Beim Anblick der vielen Dauerblogger, Positive-Thinker, Garantie-Erfolgs- und Glücksversprecher wird mir als Coach immer mulmiger: Kann ich da mithalten? Muss ich da mithalten? Muss ich Dauerpräsenz zeigen, um meine Kunden zu ‚binden‘? Muss ich mit Supertipps und Expertengarantie für…. aufwarten, um Erfolg zu haben? Oder sollte die Frage nicht eher lauten: WILL ich da mithalten?
Beim Nachdenken darüber ist ein Gedicht „abgefallen“. (Andere Gedichte murren und meutern in der Schublade rum, klopfen, poch, poch, immer lauter: Wir wollen auch in die Welt! Wir wollen auch in die Welt! – Ruhe jetzt! Heute gibt’s erst mal eins!)
60plus oder Gedicht gegen den Strom (der Allwissenden)
Doch, ich habe der Welt was zu sagen,
– bloß nicht jeden Tag.
Ich schweige zuweilen länger
mit Fragen, an denen ich trag.
Doch, ich habe der Welt was zu schreiben,
– nur nicht jeden Tag.
Ich kämpfe zuweilen länger,
mit Zweifeln, an denen ich nag.
Doch, ich habe der Welt was zu zeigen
– nur nicht an jedem Tag.
Ich blicke zuweilen heiter,
wenn ich zu staunen wag.
Doch, ich habe der Welt was zu geben,
sei’s für viele auch sonderlich,
ich habe der Welt zu geben:
Mein fragendes, suchendes Ich.
©Maria Ast 2014