Auch wenn es schon länger auf dem Markt ist, ich hatte es noch nicht gelesen und zählte es sofort zu meinen Lieblingsbüchern, was SELBST-Werdung angeht. Es handelt sich um den größtenteils autobiographischen Roman von Hanns-Josef Ortheil, Die Erfindung des Lebens.

Er erzählt eine – seine – Geschichte der Kindheit und Selbstwerdung: Er selbst, wie seine Mutter, sind stumm bzw. verstummt. Der Vater behält trotz aller Schicksalsschläge die Zuversicht, dass sich die Dinge zum Besseren wenden werden. Und so begleichten wir Johannes, wie er sich im Buch nennt, auf seinem Weg von einem stummen Kind, über das Scheitern als berühmten Pianisten zu jemanden, der seine Berufung und sein Lebensglück letztendlich seinem ganzen Unglück verdankt. Er findet seine Sprache nicht nur mündlich wieder, sondern auch schriftlich:  Er wird Autor.

Ich fand das Buch sprachlich herausragend und dennoch leicht zu lesen. Zudem versteht H.J. Ortheil es, eine besondere Art von Spannung zu erzeugen, die mich „gezwungen“ hat, weiter und weiter zu lesen: Man, ich wollte unbedingt wissen, ob und wie der stumme Junge sein Leben erfindet und meistert – oder nicht.

Dass er es tut, und wie er es tut, ist eine ebenso bewegende wie lehrreiche Lehrstunde, die zudem noch unterhält und einen Hauch Rom-Flair  in heimische Lesestuben bringt. Wer es noch nicht gelesen hat: Unbedingt nachholen!

Hanns-Josef Ortheil, Die Erfindung des Lebens, bei btb als Taschenbuch erschienen im November 2011 zum Preis von 11,99 Euro.