„Alles beginnt mit der Sehnsucht.“ – Nelly Sachs
Was unterscheidet Hoffnung von Zuversicht? – siehe auch Buchtipp unten!
Vor Jahren habe ich in meinem damaligen Lebenskunst-Blog einen Artikel geschrieben zu Zuversicht – Der Zet-Faktor in Beratung, Therapie, Coaching. Ich finde ihn leider nicht mehr. Egal, er handelte davon, dass ohne eine GRUND-HALTUNG der Zuversicht es generell schwer wird mit der Veränderung, Verbesserung, Heilung, Heil-Werden., Frieden.
Wer diese Zuversicht nicht hat, wer nicht noch einen Funken Hoffnungs-Glut in sich trägt, der braucht eh erst mal etwas oder jemanden, das/der/die ihn wieder ansteckt mit Leben.
Anstecken mit Leben: Diese Aussage ist keine leere Floskel, sondern selbstdurchlebter Zustand. Wer depressiv ist, wer gefühlsgefrostet erstarrt ist, dem fehlt es sowohl an Hoffnung als an Zuversicht, dass – gegebenenfalls, ganz eventuell – doch ‚alles wieder gut‘ und besser werden KANN. Ich mache einen Unterschied zwischen HOFFNUNG und ZUVERSICHT.
„Hoffen und Harren hält manchen zum Narren!“- Volksweisheit
Auf was habe ich nicht alles schon gehofft, dass es eintreten, sich erfüllen möge? Ob gute Note, Gegenliebe, Krankheitsverschonung: häufig vergebens!
- Hoffnung ist auf etwas oder jemanden gerichtet, letztlich aber auf etwas Unverfügbares, das außerhalb unseres Macht- und damit Machbarkeitsbereiches liegt. Wir können ‚es‘, so wir daran glauben, einer Höheren Macht, Gott, dem Schicksal übergeben. Das ist bei der Zuversicht anders.
- Zuversicht löst -. jedenfalls bei mir – vollkommen andere Gedanken/Gefühle/Impulse aus: Zuversicht heißt: aktiv mitwirken, Meins dazutun, DASS sich eine Hoffnung erfüllt, DASS Zukunft besser werden kann. Statt passiv ’nur‘ auf Besserung oder Erlösung oder Frieden oder Freundlichkeit zu hoffen, tue ich aktiv mein Scherflein dazu – voller Zuversicht, dass es Sinn macht – egal, ob es gut ausgeht oder nicht.
„Alles beginnt mit der Sehnsucht.“
Das ist ein Zitat von Nelly Sachs, das lange vorne auf meiner (alten) Website stand. Sehnsucht ist immer nach vorn gerichtet – also in die Zukunft! Wer noch einen Funken Sehnsucht in sich wachzurufen weiß, der ist nicht an die Schwermut und Hoffnungslosigkeit verloren.
Viel zu häufig habe ich sie in meinem Leben ignoriert, wollte sie nicht hören, diese leise Stimme, die längst ‚wusste‘, dass Veränderung dran gewesen wäre. Häufig musste erst der Körper streiken, BIS ich bereit war, ihr zuzuhören. Heute, mit 70, höre ich entschieden früher, achtsamer, wacher, neugieriger auf sie. Auf eine bestimmte Art von Sehnsucht, nicht mehr die nach einem ewig glückseligen Zustand, sondern auf diese ziehende, tiefe, mich wachrütteln wollende Sehnsucht: Was willst du mir EIGENTLICH mitteilen?
Eben, zum Beispiel: Mich in der Zuversicht zu üben. Mich von diesen düsteren Nachrichten, Zuständen, Krieg, Kummer, Not, Tod, Schmerz, Ohnmacht… nicht unterkriegen zu lassen, sondern mich in der Zuversicht halten zu können. Zuversicht, als Halt und Haltung, damit ich handlungsfähig, handlungswillig bleibe, damit ich nicht in Schwermut und Angst versinke, sondern mir den Blick bewahre AUCH für das Schöne, Wahre, Gute, Freudige, Freundliche in diesem Leben.
Ein wunderbares Buch hat mich – mal wieder dank Lesetipp auf WDR3 – zum Thema Zuversicht gefunden. Ich möchte es allen unbedingt als Ermutigung zur Zuversicht ans Herz legen:
Gabriele Arnim: Liebe Enkel oder Die Kunst der Zuversicht – Briefe an die kommenden Generationen