Auf die Plätze… Vorfreude…

Es ist Freitag, 30. November und irgendwas vor 7.00 Uhr und der Mond strahlt durchs Erkerfenster direkt auf meinen Schreibtisch und es ist vor allen Dingen 7 Tage bevor ich meinen Artikel zum Thema SINN abgeben muss, darf, kann – im Lebenstempo-Blog von Petra Schuseil.

Anfangs war’s echt toll, ich hatte noch Wochen Zeit. Ich produzierte Artikel auf Artikel. Jeden Tag neu. Endlich ein Superanlass, das Thema Sinn mal in epischer Breite und Tiefe be-, ver- und aufzuarbeiten! Grandios!

ABER dann schaute ich tags drauf auf meinen neu dekorierten Sinnbaum. Sobald ich mir meine Ergüsse tags darauf durchlas, kamen sie mir vor wie ein sehrkarg und dürftig geschmückter Weihnachtsbaum. Da fehlten eindeutig noch ein paar Wissenskugeln „Zur Bedeutung von Sinn und Sinnhaftigkeit für Ihr Leben“ und so …und ein paar Kundenerhellungskerzen in Form von sinndurchtränkten sofort wirksamen Übungen „So schaffen Sie sofort Sinn in Ihrem Leben“ oder so… und ein klitzekleines tiefschürfend-(be)sinnlich-stimmungsträchtiges Gedichtchen wird doch auch irgendwo noch Platz finden.

Auf die Plätze… fertig…. und Kehrtwende!

Gestern plötzlich hatte ich eine Art Geistesblitz. Mir dämmerte, ob ich mich nicht langsam mal fragen sollte, welchen Sinn das überhaupt macht. Mich hier wochenlang theoretisch mit dem Thema SINN rumzuschlagen. Und, ich kam in Fahrt, ob es nicht viel mehr Sinn gemacht hätte, meine alte Mutter auf dem Land zu besuchen oder meine Flipchartecke aufzuräumen oder Löcher in die Luft zu träumen oder doch endlich mal kurz die Welt zu retten. (… also, doch wieder was Großartiges!?)

Was ist Sinn? Was macht Sinn?

„Davon, dass etwas ’Sinn macht’, ist immer dann die Rede, wenn Zusammenhänge erkennbar werden, wenn einzelne Dinge, Menschen, Begebenheiten, Erfahrungen nicht isoliert für sich stehen, sondern in irgendeiner Weise aufeinander bezogen sind. So lässt sich sagen: Sinn, dass ist Zusammenhang, Sinnlosigkeit demzufolge Zusammenhanglosigkeit,“, so der Philosoph Wilhelm Schmid (In: „Glück – Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist“ – Insel-Verlag)

Sinn, das bedeutet auch, dass wir ihn nicht immer spontan erkennen, sondern, wer kennt es nicht, er sich einem häufig erst im Rückblick erschließt. Da gewinnt ein Scheitern, ein Kranksein, ein Schicksalsschlag für uns an Be-deutung. Das macht lt Wilhlem Schmid Sinn: Arbeit am Sinn, nennt er das: Wir deuten Erfahrungen – subjektiv – so (lange) um, bis wir damit leben können, bis sie einen Zusammenhan zu uns und unserem Leben kriegen – und somit SINN – für uns machen.

„Leben, einzeln und frei wie ein Baum und brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht!“
Nazim Kikmet

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Wenn dem so ist, dass Sinn Zusammenhang bedeutet, dann, so meine weitere Überlegung, habe ich die Chance, doch keinen sinn-losen Artikel produziert zu haben.

Vielleicht steht er in irgendeinem Zusammenhang mit Ihrem Leben und Ihren Erfahrungen?

Vielleicht hat er etwas zum Klingen gebracht, wonach viele Menschen sich in modernen Zeiten – und das nicht nur zur Weihnachtszeit – sehnen: nach – zumindest zeitweiser – Aufhebung von persönlicher Freiheit und Ungebundenheit, danach, nicht dauer-allein zu sein mit dem eigenen Denken, Hadern, Erkennen, Sehnen, sondern am Netz von Gemeinschaft, an Zusammenhang – also an SINN – mitzuknüpfen?

(Foto: bungo.photocase.de)

Vielleicht hat Ihnen mein Artikel auch einfach nur eine kleine, aber sinnvolle Atempause beschert in der Hektik des Alltags und Advents. Eine kleine Atempause, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

PS – Wer wissen möchte, welch – dröger 😉 – Artikel dabei letztendlich herausgekommen ist, die oder der wird hier fündig: LEBENSKUNST WISSEN: Sinn und Moderne