Einige Leser baten mich, meinen letzten Newsletter hier einzustellen, da er hier besser zu lesen und kommentieren sei. Hier ist er:

  1. Zwischen Carpe diem! und  Memento mori!
  2. Noch bist du da – Rose Ausländer
  3. ICH-Gewichtskurs nur noch direkt bei mir zu beziehen
  4. Über den unseligen Versuch, diesen Newsletter zu schreiben und Fleecejacken

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1. Zwischen Carpe diem! und  Memento mori!

„Leben Sie noch?“ Einige hatten schon nachgefragt. Ja, ich lebe noch.

Das meine ich nicht salopp dahin gesagt, wie man das so gewöhnlich tut. In den vergangenen 12 Monaten sind einige Freunde und Bekannte gestorben, und nein, Steve Jobs gehört nicht dazu. Vielmehr sind es Menschen, die meinen Weg begleitet und geprägt haben  –  viele davon waren jünger als ich.

Trauern braucht Zeit. Im Kopf und in der Seele. Das tat ich dann ganz gerne in meinem Kämmerlein und nicht unbedingt öffentlich. Ich nehme es dennoch mal zum Anlass, in diesem Newsletter über Tod und Leben nachzudenken.

Meine Trauerbegleitausbildung liegt gut 10 Jahre zurück. Damals hatte ich, völlig irrational, irre Angst vor dem Tod und beschloss, mich mit dem Thema Tod intensiv auseinander zu setzen. Dem der anderen und meinem. Seit der Zeit denke ich jeden Tag daran, dass wir sterbliche Wesen sind. Dass  ich das  tue,  finden viele sehr befremdlich bis völlig daneben:  ? Man kann doch nicht jeden Tag an den Tod denken!?, höre ich noch den fast vorwurfsvollen Aufschrei einer Freundin.

Lange Zeit fand ich mich selbst damit ziemlich schräg, irgendwie anders als die anderen, die ihn, den Tod, gekonnt oder stümperhaft aus ihrem Bewusstsein verdrängen.

Dann wird eben noch eine Action und noch ein Event gebucht. Dann wird sich im Außen ein Mensch gesucht, der scheinbar auf der Dauersonnenseite ist, der als ?Garant? dafür gilt, dass es ein Leben ohne Tod, Leid, Misserfolg, Krankheit geben muss.

Jaja. Es lebe die Illusion der absoluten Sicherheit einer von Leid, Tod und Trennung befreiten Welt. Sämtliche Ratgeber und Medien bedienen vorrangig diese Illusion. Ihre unisone Message lautet: Wennste nur das „Richtige“ denkst, tust, machst oder lässt, dann wirste ga-ra-ntiert glücklich und gesund und erfolgreich und gelassen und kein Single mehr und bleibst foreveryoung. Die passenden Produkte, Workshops, Bücher etc. bieten sie natürlich gleich mit an.  Also ackern wir uns den Wolf, um unsere größte Angst zu verdrängen: die vor dem Tod.

Seitdem ich mich mit Philosophie beschäftige, bin ich mit meinem  täglichen „An den Tod denken“ ausgesöhnt. Es ist DIE philosophische Basisdisziplin,die tägliche Übung  besthin: Das Nachdenken über und Denken an den Tod.

Damit ist nicht ein Starren auf den Tod gemeint, sondern die Aufforderung, den Tag zu pflücken: Carpe diem!, aber bitte schön  im Bewusstsein des Memento mori: Bedenke, Mensch, dass du sterblich bist.

Unsere Zeit auf Erden ist begrenzt. Gäbe es den Tod als Begrenzung nicht, warum sollten wir unser Leben gestalten?  Finales Argument, nennt man das in der Philosophie, also das allerletztlich übrig bleibende Argument, wenn alle anderen nicht greifen.

So aber bleibt uns nur die Spanne zwischen Geburt und Tod, um herauszufinden, zu korrigieren, wie wir leben wollen, was uns lebenswert und sinnvoll erscheint. Ziel ist nicht ein oberflächliches Easy-Living, sondern Ziel ist, unser Leben so bewusst wie möglich mit zu gestalten und wir –  insgesamt betrachtet-  JA sagen können zu unserem Leben.

Um Tote muss man trauern, um aufzugebende Illusionen auch. Letzteres fällt vielen fast schwerer, als um einen real verlorenen Menschen zu trauern. Desillusionierungen tun weh. Mann/Frau geht ernüchterter weiter durchs Leben. Aber auch befreiter. Abschiedlich leben, nennt die Psychotherapeutin Verena Kast das in ihrem Buch: Trauern. Sich mit dem Thema Tod vertraut zu machen, macht Sinn, um nicht irgendwann – plötzlich und unerwartet – und  UNVORBEREITET damit konfrontiert zu werden.

WENN wir aber unsere eigenen Erfahrungen mit Tod und Trauern gemacht haben, weil ein Freund, Kollege oder ein vertrauter Mensch stirbt, dann  sind wir nie mehr dieselben. Diese Erfahrung verändert. Auch das Verhältnis zu uns selbst. Zumindest ein paar Tage lang überlegen wir intensiver als sonst: Ist das Leben, das ich führe, eigentlich das, was zu mir passt? Oder gibt es nicht andere Prioritäten, Werte, Vorstellungen, die danach schreien, gelebt zu werden?  Will ich mutig(er) Meins in die Welt tragen? Warum tue ich es nicht?

Ich lebe noch. Dafür bin ich sehr bewusst dankbar.

Ich möchte noch viele Gedanken und Zeit mit Ihnen teilen.

Ich möchte noch viel mutiger werden, so zu schreiben, wie ich das für gut und richtig halte – und mich nicht mehr in eine Marketingsprache zwängen, die gar nicht meine ist.

Ich möchte noch viel über und durch die Philosophie lernen: über mich, die Welt, wie Leben gelingen kann.

Ich möchte noch vielen Menschen helfen, herauszufinden, was SINN für sie macht (statt auf der Dauersuche nach DEM Glück,dem ewigen, zu sein) Ich möchte noch ein, zwei, drei Sach-Bücher schreiben. ( Das erste ist in Arbeit.) Ich möchte noch gerne viele Jahre den Herbst in den Blättern schimmern sehen.

Ich möchte noch gerne viele Gedanken und Zeit mit Ihnen teilen.

Ich lebe noch. Bewusster denn je. Und bewusster denn je möchte ich Ihnen danken:

Für Ihre Lese-Treue,  für Ihre kritischen Anmerfkungen, für Ihre zustimmenden und aufmunternden Worte. Auch all jenen, die nie ein Sterbenswörtchen von sich geben, die ?nur? mitlesen. Für mich ist es von Bedeutung, zu wissen, SIE sind da.  Wie Sterne am Taghimmel: unsichtbar für unser Auge, aber dennoch da!

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Vor einigen Monaten hatte ich einen Artikel zum Thema „Trauern“ im Blog geschrieben. Wer weiteres Interesse hat, mag da noch weiterlersen.

2. Noch bist du da – Rose Ausländer

Noch bist du da
Wirf deine Angst
in die Luft

Bald
ist deine Zeit um
bald
wächst der Himmel
unter dem Gras
fallen deine Träume
ins Nirgends

Noch
duftet die Nelke
singt die Drossel
noch darfst du lieben
Worte verschenken
noch bist du da

Sei was du bist
Gib was du hast

(Rose Ausländer  – Aus: Gesammelte Werke Bd.V: Ich höre das Herz des Oleanders, Fischer Verlag)

3. ICH-Gewichtskurs nur noch direkt bei mir zu beziehen ==================================================

Die Plattform, über die Sie bisher den Kurs beziehen konnten: www.shelearning.de, gibt es in der bisherigen Form nicht mehr. Simone Happel hatte sich das anders vorgestellt, die Korrekturreißleine gezogen und beschlossen, sich anderweitig auszurichten und zu positionieren.

Sollten Sie also noch an dem 6-wächigen Selbstlernkurs: Diäten Ade – Motiv- und Motivationscoaching für starke Frauen Interesse haben, kontaktieren Sie mich bitte direkt: Tel. 0521/78 403 79 oder per Mail.

4. Über den unseligen Versuch, diesen Newsletter zu schreiben und Fleecejacken ==================================================

Ich will es ja doch nicht unerwähnt lassen.

Letzte Woche habe ich sage und schreibe 12 Versuche gestartet, diesen Newsletter mit Text zu bestücken: Thema: Meine eigene Identitätskrise als Coach und Identitätskrisen generell.

Nix floss. Ich verhaspelte mich tagtäglich mehr in den Informationen, die ich alle in dem Text unterbringen wollte. Zum Schluss habe ich 9 Versuche in die virtuelle Tonne getreten und immerhin haben doch noch drei Entwürfe Gnade vor meinen Augen gefunden und sind unter: Ach, so schlecht sind se auch wieder nicht/ggf. noch mal zu gebrauchen abgelegt.

Selbiges war schon mit einem Blog-Artikel: Titel: Komplize oder Kritiker? passiert.

Den hatte ich mit einer tierischen Wut im Bauch aufs Papier geknallt und dachte nur: Nee, das kannste jetzt nicht so bringen. Viel zu viel Emotion. Ommmmmmmm….

Ich schau mal, siehe oben, ob ich nicht zukünftig doch etwas mutiger (und weniger perfektionistisch, was Texte angeht) werde…  Schaun Sie also gerne hin und wieder mal in meinen Lebenskunst-Blog. Der „Ich bin in einer Identitätskrise“ Artikel soll und wird dort unbedingt noch seinen Platz kriegen!

Wer ob der kühlen Grade noch über den Kauf einer Fleecejacke nachgrübelt: Erst noch meinen vorherigen Blogartikel dazu lesen:   – Ich habe übrigens immer noch keine neue.

Goldene Zeiten, innen wie außen,  und das Gefühl von Lebendig-sein

wünscht Ihnen

Maria Ast