Geht es Ihnen gut? Passt alles grad in Ihrem Leben? Sind Sie glücklich und zufrieden? Schön. Dann freue ich mich mit Ihnen. Dann genießen Sie diese Phase Ihres Lebens und geben ggf. anderen Menschen ein Stückchen von Ihrem Glück oder Ihrer Zufriedenheit ab.
Da Leben nun mal polar ist und wohl auch bleibt, soll es in diesem Artikel um den Gegenpol zu vorgenannten Glückszuständen gehen.
Es geht um die Themen Leid, Tod, Krankheit, Treuebruch, Ängste, Selbstzweifel, Depressionen. Über ‚so etwas‘ sprechen viele Menschen nicht. Nicht mal mit Freunden, geschweige denn am Arbeitsplatz und in Chefetagen sind diese ‚persönlichen Themen‘ nahezu tabu:
‚So etwas‘ hat man(n) nicht zu haben. Mit so was muss man(n) alleine klar kommen. Es ist irgendwie peinlich. Mann bzw. Frau schämt sich schon fast dafür – und möchte diesen unglückseligen Zustand schnellstens loswerden.
Das ist verständlich, aber leider nicht immer schnellstens möglich: ES = das Leid, die Trauer, die Krankheit, die Ängste kleben an uns wie eine uns dauerumschwirrende Wespe und je heftiger wir uns ihrer zu erwehren suchen, umso aggressiver scheint sie sich auf uns zu stürzen.
Das tiefer liegende Gefühl, das in solchen Situationen häufig entsteht, ist Ohnmacht. Ohnmachtsgefühle sind, wie das Wort schon sagt, mächtige Gefühle. Sie haben etwas mit Macht zu tun; in diesem Fall dem Verlust von Macht und noch expliziter ausgedrückt: dem Verlust der Selbst-Mächtigkeit: Ich fühle mich Mächten und Kräften ausgesetzt, über die ich keine Kontrolle habe, die ich grad und jetzt nicht ändern kann, die etwas mit mir machen, ohne dass ich mein bewusstes Okay dazu gegeben habe.
Selbst-Mächtigkeit – definiert als: ich fühle mich als Mit-GestalterIn meines Lebens – beschert uns ein gutes Selbstwertgefühl. Ohnmacht ein schlechtes.
Ein gutes Selbstwertgefühl gibt uns Selbstvertrauen und Selbstvertrauen ist eine gute Ausgangsbasis, um mit den glücklichen aber auch leidvollen Situationen unseres Lebens klar zu kommen.
Wie kann ich mit Ohnmachtsgefühlen umgehen?
- Wenn Ihr Druck gerade sehr groß ist, TUN Sie einen ersten kleinen Schritt Richtung Selbstmächtigkeit. Dieser Schritt soll so klein sein, dass Sie GARANTIERT Erfolg damit haben. Es geht darum, zu erkennen, dass es durchaus Bereiche in Ihrem Leben gibt, die Sie mit-gestalten können.
Beispiele, die Ihnen vielleicht eine Idee geben könnten, was ich damit meine:
– Putzen Sie Ihre Zähne mit der linken statt der rechten Hand (oder umgekehrt).
– Schauen Sie sich einen anderen Fernsehsender an.
– Kaufen Sie eine andere Teesorte als die, die Sie schon seit 20 Jahren kaufen (es gibt zighundert Teesorten allein in jedem Supermarkt)
– Nehmen Sie einen anderen Weg zum Bäcker, Freund, Firma.
– Stehen Sie eine Stunde später auf als gewöhnlich (oder eine Stunde früher, je nachdem, was Ihre Gewohnheiten bricht)
– Atmen Sie zu jeder vollen Stunde 3 x tief durch.
– Setzen Sie sich bewusst einen Zeitrahmen (von 1 Minute bis einer Viertelstunde am Tag), wo Sie sich erlauben, zu heulen, jaulen, jammern, sich selbst zu bedauern, zu toben, zu wüten, zu trauern – was immer für Sie passend sein mag. (Das hat den Vorteil, sich dem Ungeliebten, Ungewollten in voller Breitseite zuzuwenden anstatt es hinten im Nacken zu haben).
– Reparieren Sie etwas, das Sie schon lange reparieren wollten.
– Werfen oder räumen Sie eine Kleinigkeit weg, die Sie schon seit Lichtjahren nervt. Sofort!
– Oder wenden Sie die von mir so beliebte Kopfstandmethode an: Schreiben Sie alles auf, was Sie tun könnten, damit es Ihnen noch schlechter geht.
Es sind nur Ideen. Suchen Sie etwas, was zu Ihnen passt, aber TUN Sie einen ersten kleinen Schritt. Denken Sie daran: Das Gefühl von Selbstmächtigkeit gibt Selbstvertrauen!
2.)
Eine andere Möglichkeit, besteht darin, direkt beim Selbstwertgefühl anzusetzen und sich zu fragen: Was ist förderlich, um wieder ein gutes Selbstwertgefühl zu kriegen?
Hilfreiche Fragen dazu:
– Wo gibt es noch Bereiche, in denen ich durchaus noch mein Leben gestalten kann? (siehe oben selbst ein körperlich fast unbeweglicher Hawkins hat Möglichkeiten gefunden)
– Wie habe ich das eigentlich geschafft, mein Leben bis hierher zu meistern?
– Welche Fähigkeiten haben mir dabei geholfen?
– Welche Personen, Umgebungen, Gedanken sind förderlich? Welche verfestigen eher das Problem, die Situation, die Ohnmachtsgefühle?
– Was kann ich besonders gut?
– Wem könnte ich eine Freude machen? (Der altruistische ‚Trick‘ ist alt, mir hat er trotz aller Kritikpunkte, die man dazu haben kann, immer geholfen.)
– Und immer wieder die Frage: WAS kann ich in so einer Situation über mich lernen?
Zusammenfassung:
– Das Leben ist polar. Glück und Leid gehören zum Leben.
– Ohnmacht und Macht sind Gegenpole zwischen denen wir alle uns bewegen.
– Niemand ist immer mächtig! (Das glauben zwar viele und haben Allmachtsphantasien).
– Niemand ist immer und in allen Bereichen seines Lebens ohnmächtig.
(Das glauben auch viele: das sind Menschen, die sich als Daueropfer von Umständen, Prägungen, Situationen empfinden, keinerlei Weg mehr sehen. Sie brauchen häufig professionelle Hilfe, um aus diesem Kreislauf herauszukommen).
– Suchen Sie nach Bereichen, wo Sie – trotz momentaner Eingeschränktheit – eigenmächtig gestalten können. Das gibt das Gefühl von Selbstmächtigkeit und Selbstvertrauen. Beide lassen Ohnmachtsgefühle schmelzen und geben Kraft und Zuversicht, das Leben bewältigen zu können –
in all seiner Polarität und Bandbreite.
„Sobald Du Dir vertraust, sobald weißt Du zu leben.“ – J.W.v.Goethe, Faust – Erster Teil
Viel Vertrauen in sich und in den Lebensfluss überhaupt wünsche ich Ihnen!
Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag. Ich habe ihn sehr begierig gelesen und mich selbst erkannt. „Sobald Du Dir vertraust, sobald weißt Du zu leben.“ Danke auch für das Zitat. Es hängt jetzt an meiner Pinwand und begleitet mich durch den Tag. Lieben Gruß
Ich freue mich aus zwei Gründen: 1., weil ich Ihnen mit meiner Erfahrung, meinem Wissen ‚helfen‘ konnte und 2., weil Rückmeldung(en) mir das Gefühl geben, dass meine Gedanken nicht ungehört irgendwo im Weltall verpuffen.
Also: doppeltes Dankeschön an Sie für Ihre Rückmeldung!
WEiterhin ein gutes Vertrauen in sich selbst und ins Leben.
Herzlichst
Maria Ast
Liebe Maria Ast,
“Sobald Du Dir vertraust, sobald weißt Du zu leben.”
Ich bin gerade in einer für mich schwierigen (Arbeits-) Situation, in der ich mich für mich entscheiden und mich abgrenzen muss um nicht den festen Grund auf dem ich stehe zu verlieren.
Dieser Satz ist JETZT genau der richtige für mich.
Danke dafür!
Lieben Gruß
Yonka aus Bielefeld
Unser Vertrauen in uns wird so häufig erschüttert. Das Problem ist ja nicht die Erschütterung an sich, die wird es immer wieder geben, sondern, WIE gehe ich, wir, SIE damit um.
Das Gefühl zeigt, was einem wirklich und wesentlich wichtig ist; der Verstand kann voraus denken, aber auch bewusst zurück denken, z.B. an Situationen, in denen Sie gut auf sich gehört haben und eine kluge Entscheidung getroffen haben.
Referenzerfahrungen nennt man das und es wunderbar, wenn wir sie uns wieder in Erinerung rufen, zeigt es doch, dass wir ’solche‘ Situationen schon mehr als 1x gemeistert haben.
Und das gibt Selbst-Vertrauen und Vertrauen in die eigene Entscheidungskompetenz.
Und, ich möchte noch mal auf meine persönliche LIeblingsmethode hinweisen, wenn etwas schwer fällt, und frau oder mann es sich entschieden leichter machen möchte:
Nehmen Sie ein anderes Wort als „abgrenzen“. Versuchen Sie andere Formulierungen für Ihr Ziel: z.B. Ich nehme mir meinen Freiraum…. und schon folgt ein anderes Gefühl.
Liebe Grüße und Danke für Ihre Mit-Teilung, sprich, das Teilen Ihrer Situation mit andern, mit uns.
Maria Ast
Liebe Frau Ast,
„Der Verstand kann voraus denken, aber auch bewusst zurück denken, z.B. an Situationen, in denen Sie gut auf sich gehört haben und eine kluge Entscheidung getroffen haben.
Referenzerfahrungen nennt man das…“
Diese Erinnerungen sind sehr viel Wert in Situationen, in denen ich ohnmächtig gegenüber Menschen bin, die sehr anders denken/fühlen als ich auch um bei mir bleiben zu können.
Damit haben Sie mir nocheinmal geholfen, danke!
herzlich Yonka
Hallo, liebe Yonka,
Danke schön für Ihre Rückmeldung. Wünsche Ihnen, dass Sie weiterhin gut in sich selbst Zuhause sind.
Herzlichst
Maria Ast
Herzlichen Dank für diese Seite.
Auf der Suche, wie ich aus lähmenden Ohnmachtsgefühlen rauskomme, habe ich beim Googeln diese Seite gefunden, hab für mich einige der Fragen beantwortet… und … es geht mir grad mal besser. Ich weiss nicht, wie lange, ich weiss nicht, ob ich besser schlafe werde, ABER es geht mir jetzt schon für ein paar Stunden besser.
Neue Sichtweisen, neue Gedanken… das ist mal schön.
Nun, mein Ziel ist, der Selbst-Ermächtigung noch mehr Raum zu geben, sie wachsen zu lassen, sie zu pflegen und zu hegen…
Herzlichen Dank, Lisa
@Lisa
Das freut mich, dass Sie sich, zumindest schon für ein paar Stunden, sich von diesem irgendwie doch grauen-vollen Gefühl der Ohnmacht befreien konnten. Die Crux ist ja, dass wir – fast immer – in IMMER-Kategorien denken, leiden, fühlen.
Sich klar zu machen, dass das alles, die schönen, die selbstmächtigen wie die ohnmächtigen Situationen, selten Ewigkeitscharakter haben, hilft zuweilen auch schon.
Selbst-Mächtigkeit, Eigen-Mächtigkeit herstellen, besteht häufig auch darin, seine Haltung zu den Dingen zu ändern.
Auch das ist irgendwie Arbeit, innere, aber doch sehr hilfreich.
Danke für Ihre freundliche Rückmeldung.
Maria Ast
Mir hat übrigens auch noch sehr geholfen, einfach nicht mehr auf den inneren Dialog oder diese Stimmen, die so grossen Unsinn über mich erzählen auszublenden (ähnlich wie eine tickende Uhr, die einen zum Wahnsinn treiben kann, wenn man die Aufmerksam auf sie richtet…)
Allen wünsche ich eine wunderbare Zeit.
Mit herzlichen Grüssen, Lisa
Ich habe gerade eine schmerzhafte Trennung hinter mir und habe im Internet gesucht, was ich gegen das furchtbare Ohnmachtsgefühl tun kann, was mich nun begleitet. Ich habe auf Ihrer Seite die Kopfstandmethode gefunden und ausprobiert und zum ersten Mal an diesem Tag gelacht. Die Methode hat bei mir SOFORT gewirkt. Ich habe zum Beispiel aufgeschrieben, dass ich nur möglichst oft das Wort „Trennung“ aussprechen oder denken muss, schon geht es mir sofort viel schlechter. Und kaum hatte ich es aufgeschrieben, musste ich lachen! Ganz vielen Dank, liebe Frau Ast. Dies hat meinem Tag eine andere Richtung gegeben.
@Anke – Das freut mich, dass ich dazu beitragen konnte, dass Sie – zumindest schon mal kurz – lachen konnten. Trennung ist mir nichts Unbekanntes und ich weiß, WIE schwer es einem fällt, sich aus diesen Denk- und Gefühlsniederungen zu ‚erheben‘.
Mir ist in der Trennung sehr zugute gekommen, dass ich – weit vorher – eine Trauerbegleitausbildung absolviert hatte . In der war mir klar geworden, dass wir eigentlich permanent Abschiede zu bewältigen haben – also auch über eine Komptenz verfügen müssen, die uns dabei hilft, weiterzuleben.
Die meisten Abschiede sind halt nicht so EXISTENZIELL bedrohlich wie Tod oder Trennung. Das gilt es zu bedenken – und sich viel Ruhe und Zeit zu gönnen, sich und die Innen- und Außenwelt neu zusammenzusetzen.
Danke schön für Ihre freundliche Rückmeldung.
Maria Ast