Wahre Helden… oder welchem Stern folgen Sie?Stern

Die Erde im Jahr 2012: Haben Sie kürzlich auch diesen Sprung aus 36 km Höhe verfolgt, wo der Österreicher Felix Baumgartner wie ein Stern mit Überschallgeschwindigkeit gen Erde raste, um – verkehrte Welt – nicht als verglühter Stern, auf der Erde aufzuschlagen, sondern hienieden noch heller zu leuchten? War doch klasse! Hatte doch was, oder? Was der sich traut! Ein echter Held! Das ist es doch, wovon kleine und große Jungs (und immer mehr Mädchen) träumen: Held sein, bewundert werden, Aufmerksamkeit erlangen – und natürlich noch jede Menge Geld dafür kriegen.

Schnitt: Die Erde im Jahre 1 christlicher Zeitrechnung: 3 Sterndeuter machen sich auf, um eine andere Art von „Held“ zu suchen: jemanden, dessen Reich schon mal nicht von dieser Welt sein soll, ihren Retter, den Erlöser. Die Geburt dieses Erlösers, Jesu Geburt, feiern die Christen an Weihnachten. Ob man diese Geschichte oder der Geschichte glaubt oder nicht, bleibt jedem von Ihnen selbst überlassen, denn damals gab es noch keine Kamera, die alles filmte und für die Ewigkeit ins WorldwideWeb stellte, kein Navi, das einen garantiert ans Ziel führte.

Heldenerschaffer – Der Einfluss der Medien

Ich schaue mir die Fernsehprogramme und Berichterstattung der Medien an und mir wird schwindelig, was uns da alles an Sternen und Sternchen als Vorbilder, Erlöser, Heldinnen und Helden präsentiert wird, wie sie zu Leitsternen mutieren. Mich bedrückt es. Ich frage mich, wie hoch der Einfluss dieser Medien auf die Kinder, die Jugend, auf uns alle ist. Welch subtile Macht üben diese Massen an Bildern auf unsere Ziele, unsere Lebensgestaltung und das, was wir für Glück oder für erstrebenswert halten, aus?

Es wird nicht leichter, es wird m.E. immer schwieriger herauszufinden, wie wir leben wollen, welcher Beruf, welcher Arbeitsort, welche Beziehung, welcher Weg uns glücklich macht.Diese große allgemeine Verunsicherung erlebe ich ganz hautnah und direkt in meinen Coachings:

  • Den Studenten im 8ten Semester- trotz brillianter Noten, drei Auslandsaufenthalten – noch immer nicht weiß, was und wohin er will.
  • Die Mitfünfzigerin, die, wie viele Menschen in diesem Alter, begriffen hat, dass sich der Horizont der Möglcihkeiten verkleinert und sich genau so wie der Student mit der Frage konfrontiert sieht? Wenn ich DIESES Leben nicht mehr führen will, dann welches?
  • Den smarten, erfolgsverwöhnten Ressortleiter (mit Burnout-Symptomen), der sich immer häufiger fragt, ob es noch etwas Sinnvolleres für ihn gibt, als die Umsatzzahlen für Autoreifen um Null Komma Acht -Prozentpunkte erhöht zu haben. Doch was ist die – sinnvolle – Alternative?

Die Reisen der Helden

Helden gibt es ja nicht erst seit heute. Die alten Sagen und Mythen stecken voll davon, nur das früher damit eine Feuerprobe verbunden war, die jemand bestehen musste. Es war eine wagnisvolle Reise anzutreten, in denen der Held mit äußeren und inneren Dämonen zu kämpfen hatte. Die galt es zu bezwingen. So kam er innerlich gereifter und um Erfahrungen weiser zurück. Übernacht-Helden gab es da wenig!

Welches sind Ihre HeldenInnen? Welches ist Ihr persönlicher Leitstern?

Mich hat vor Jahren in einer Talkshow Reinhold Messner nachhaltig beeindruckt. Ein anderer Talkgast – erfolgreicher Fotograf/Journalist, der grad ein viel beachtetes Buch rausgebracht hatte, ich erinnere mich weder an Namen noch an Buchtitel – erzählte, wie und wo er überall rumgereist sei, wie reich und erfüllt sein Leben doch sei. Man konnte schon neidisch werden. Darauf Messner bzw. das, was ich davon erinnere: „Seien wir doch ehrlich: Sie und ich gehören zu den Privilegierten, die aus was für Gründen auch immer die Chance gehabt haben, ein solches Leben, wie wir führen, zu führen. Ihre Aussagen nähren das Bild von einem modernen Heldentum, was nicht meins ist. Ich kenne einen Alm-Bauern, der sein Lebtag oben auf der Alm geblieben ist und nicht fort konnte oder wollte, der einfach und bescheiden seine Pflicht getan hat, der den CO2 wert nicht in die Höhe getrieben hat, keine Müllberge produziert hat, seine Kühe nicht mit Antibiotika vollgestopft hat, sondern einfach und bescheiden gelebt hat. Ich sehe mich nicht als Held.“

Mich interessiert: Was sind Ihre Vorbilder? Gibt es überhaupt welche? Welche, die bei Ihnen Respekt oder Bewunderung oder Hochachtung oder gar Ehrfurcht auslösen? Sind es Menschen wie Reinhold Messner, Dieter Bohlen, Felix Baumgartner, Mutter Theresa, Steve Jobbs, Kofi Annan, Philip Roth? Sind es Romanfiguren? Welche Eigenschaften oder Haltungen sind es, die Sie berühren? Welchen inneren Leitsternen (und Werten) folgen sie?

„Wer einem Stern folgt, kehrt nicht um!“ , so Leonardo da Vinci. Ich ergänze: Aber trau, schau, welchem! Manchmal braucht es Mut, einem anderen, neuen Stern zu folgen, der uns an andere Ufer und Kontinente führt.

Eine sternenreiche Adventszeit wünsche ich Ihnen!

Lesetipp:Bluff – Die Fälschung der Welt“ von Manfred Lütz, Droemer Verlag, Er stellt u.a. die Frage: Sind Sie sicher, dass Sie nicht im falschen Film leben? Ich fand es kurzweilig zu lesen und sehr erhellend.

(Foto: kallejipp / photocase.com)