Berichterstattung: Immerzu ist alles mega… Ja, nämlich mega-übertrieben! Bis alles schließlich gleich wird, sprich: Es wird einem egal(er).

Mein Verhältnis zu den Medien bzw. zu der Art ihrer Berichterstattung ist seit jeher nicht das beste. Immerzu wird alles als Hyper-SPEKTAKLÄR oder Jahrhundert- oder Jahrtausendereignis dargestellt, als die größte Katastrophe seit …-  dabei immer in höchst dramatisierter, überemotionaler Form. Sorry, aber es k… mich an. Echt. Wie kann mensch damit umgehen? Abschalten? Anklagen? Hilflos aufs Sofa sinken? Mutig dagegen protestieren? Keine Ahnung. Heute will jedenfalls ICH zumindest mein Unbehagen mit denen teilen, die ähnlich empfinden.

Der untenstehende Text hat mich vor 2 Tagen wiedergefunden; angestrichen hatte ich ihn 1998. Passt m.E. immer noch. Tja, wo sind se, die weißen Raben??

“ „Und jeder Funken von Erbarmen wird ausgelöscht durch die Gewöhnung an Haarsträubendes“ (Rede des Antonius in Julius Cäsar). Heute hallen im Theater diese Worte wider wie eine Definition unserer Zeit, in der das Haaresträuben (Haare, die zu Berge stehen) zu der mechanischen Registrierung von haarsträubenden Ereignissen nivelliert ist, die dadurch in ehtischer Hinsicht bedeutungslos werden. Diejenigen, denen sich wirklich noch die Haare sträuben, sind inmitten von den Medien nivellierten Publikums selten wie weiße Raben.

aus: Teegedanken, Guido Ceronetti, Bibliothek Suhrkamp, Erste Auflage 1993