Immer wieder kriege ich Anfragen, ob ich nicht mal ‚ein paar Praxisbeispiele‘ nennen könnte. Zielfindung ist für viele ein Thema. Wie geht „auf MICH hören?“ häufig ein noch größeres und, ich wage es auch hier zum 1000sten Mal zu wiederholen, Auf-sich-hören ist Grundvoraussetzung überhaupt, um zu eigen-sinnigen und eigen-willigen und somit befriegenden Zielen zu kommen. Eine Interventionsmöglichkeit ist die Frage nach der „Farbe des Lebens“ bzw. der „Farbe IHRES Lebens“. Hier zwei Beispiele aus meiner Praxis dazu.
Zu Beginn eines Coachings oder Kurses frage ich die Kunden/TN häufig:
Wenn Sie Ihrem momentanen Lebensgefühl eine Farbe zuordnen müssten, welche wäre es?
Häufig erlebte Reaktion: Frauen: Gehen in sich, fühlen nach … und sagen dann zügig: gelb, oder grau, oder dunkelblau oder was auch immer. Männer: Fangen an zu diskutieren: Was soll das denn bringen? Kann ich nicht sagen. Weiß ich nicht.
Ich, zu den Männern: Gut, dann lege ich das jetzt für Sie fest.Ich schlage Violett für Sie, Pink für Sie, und Schwarz für Sie vor. Ergebnis: Kollektiver Aufschrei! Keinesfalls!
Alle haben eine EIGENE Farb-Vorstellung. Viele kennen sie nur nicht!
Also, sage ich zu Mann (Plural), Sie scheinen ja doch unbewusst zu ‚wissen’, wie Sie sich fühlen, sonst könnten Sie nicht so spontan äußern: SO garantiert nicht! Wer etwas ablehnt, hat eine Vorstellung von etwas. Erst diese (unbewusste) Vorstellung erlaubt ihm – und Ihnen – eine Bewertung (Ab- oder Aufwertung) vorzunehmen. Fühlen Sie doch noch mal nach, was es ggf. sein könnte. Und wenn das nicht geht, auch überhaupt nicht schlimm. Können viele nicht. Dann lassen Sie uns einfach wissen, welche Farben es garantiert nicht sind.“
Grinsen allerseits. Und dann ist das Skepsis-Eis auch des letzten männlichen Teilnehmers gebrochen und wir können beginnen, intensiv, ehrlich, offen, direkt miteinander zu arbeiten.
Auch „läppische“ Fragen wie die nach der Farbe, offenbaren uns/Ihnen viel.
Nicht, dass ich die Männer nicht sehr gut verstehen würde: Ich bin bekennende und leidenschaftliche Skeptikerin. Besonders, wenn es im Entferntesten nach „Esoterik“ riecht, stellen sich meine Widerstandshaare senkrecht auf.
Häufig erscheinen uns Fragen wie diese „Welche Farbe hat Ihr Leben?“ ja total läppisch oder esoterisch oder irgendwie nicht „handfest“ genug und dennoch haben sie eine Offenbarungsebene und zielführende oder zielhemmende Kraft, mit und an der sich gut arbeiten lässt.
Ein zweites Beispiel dazu aus meiner Praxis:
Ich war spontan für einen erkrankten Coach eingesprungen und sah mich plötzlich 20 Frauen aller Alters- und Gesellschaftsschichten gegenüber, die wieder in den Beruf einsteigen wollten – oder sollten. Sie waren im ersten Drittel eines Wiedereingliederungskurses.
Um rauszufinden, a) wo sie stehen und b) wo sie sich zukünftig sehen, habe ich die Übung mit den Farben gemacht. Allerdings im Stehen bzw. mit Bewegung. Das ging prima, da der Raum sehr schön groß war. Also alle in „Hab-acht-Stellung“ an der einen Seite aufstellen lassen. Nachspüren: JETZT stehe ich beruflich hier. Welche Farbe würde dazu passen? Okay? Gefunden?
Dann zum zweiten Schritt: Gehen Sie langsam ans andere Ende des Raumes, das das Ende Ihrer Ausbildung markiert. Hat die Farbe sich geändert? Wie hat sie sich verändert? Welche ist es jetzt? Welche wäre Ihnen ggf. noch lieber (gewesen)?
Die meisten Frauen waren erstaunt, dass sich überhaupt was getan hat bzw. konnten benennen, was sich beim Zielbild, wie es so schön heißt, farben- und gefühlsmäßig! geändert hat.
Farb- und Erkenntniserschütterungen sind nicht ausgeschlossen.
Eine Frau fing dagegen hemmungslos an zu weinen. Warum? Sie hatte schon viele Selbsterfahrungskurse hinter sich, und war tief erschüttert ob der Erfahrung und der damit einhergehenden Erkenntnis: Sie hatte am Anfang, auf dem Weg, und auch beim Ziel NUR Schwarz gesehen! Dann sei es natürlich kein Wunder, dass sie immerzu innen auch nur schwarz sähe, was ihre gesamte- nicht nur die berufliche – Zukunft anginge.
Eigentlich hätte sie dringend ein paar Einzelcoachingstunden gebraucht – was sich Menschen in der Situation eben leider, leider nicht leisten können und leider, leider auch kein Arbeitsamt und keine Institution für sie bezahlt.
So haben wir nur kurz noch probieren, üben können, welche ANDEREN Farben sie aus ihrem Leben/Kindheit/Jugend noch kennt, und welche sie ggf. ein wenig mehr ermutigt, Schritte in eine hellere Zukunft zu tun.
Wie steht es um Ihre Lebensfarbe?
Und Sie, liebe Leserin, lieber Leser? Horchen Sie noch gelegentlich mal in sich: Welche Farbe hat mein Leben? Rot? Bunt? Nieselgrau? Himmelblau? Welche Farbfacette könnten Herz und Sinne beleben?
Geht natürlich auch mit einem anderen Sinn: Welche Melodie hat Ihr Leben? Ist es Ihre? Ist es eine fremde? Ist es überhaupt eine Melodie oder sind nur noch gequälte, abgehackte Töne zu hören? Welches Liederl hätten’s denn gerne (wieder)?
Einen sonnigen, himmelsblauen Frühlingstag wünsche ich Ihnen, heute, am 26. März 2014!