Dieser Artikel ist Teil meines Lebenskunst-Newsletters. Der erscheint hier auch und noch so lange innerhalb dieses Blogs, damit Sie ihn kommentieren können. Beim Systemwechsel im Oktober wird hoffentlich alles leichter für Sie – und mich.
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Wozu tendieren Sie: Mangel- oder Fülleblick? Freuen Sie sich, an dem was ist, was Sie haben, was Sie sind? Oder gehören Sie eher zu den Menschen, die reflexartig wahrnehmen, was alles nicht da ist, nicht funktioniert, nicht perfekt ist? Mangel- oder Fülleblick? Das ist hier die Glücksfrage, der wir uns in diesem Lebenskunst-Letter (der noch nach einer passenderen, gar, haha, perfekteren! Bezeichnung sucht!) nähern wollen.
Ein Haar in der Suppe? Ich entdecke es! Ein Argument, eine Sichtweise, die in der Diskussion nicht berücksichtigt wurde? Ich erkenne sie! Das Gras, der Erfolg, das Leben sieht anderswo grüner aus? Ich mache von Weitem und in Lichtgeschwindigkeit jede Nuance aus! Was auch immer der Grund dafür sein mag – Erziehung, Schule, Werbung, Kirche, meine neuronale oder genetische Landkarte – ich und/oder mein Unbewusstes sind jedenfalls blitzschnell, um nicht zu sagen [B]blitzgescheit darin, zu erkennen, WAS NICHT ist.
Viele meiner KundInnen sind, salopp ausgedrückt, ähnlich drauf wie ich (auch war): Sie nehmen wahr, was sie NICHT haben, NICHT können oder NICHT sind. Ganze Heerscharen von Ratgebern und Experten predigen als Lösung und Garant fürs Dauerglück, die schlichte Umkehrung:
- Schauen Sie auf das, was ist, was Sie können, was Sie alles schon bewältigt haben!
- Entdecke die Möglichkeiten! Ihre Begrenzungen sind nur hausgemacht, weil hausgedacht!
Natürlich gehört es zum Coachingprozess, meinem Gegenüber wieder oder neu den Blick für das zu ermöglichen, was da ist, was funktioniert, was sie können. Keine Frage.
Ich weigere mich aber so vehement und renitent, mich in den Chor dieser Dauerpositiv-Denker oder –wahrnehmer einzureihen. Weil dieser Ansatz mir zu kurz greift und unglücklich macht und krank. Das vermittle ich auch in meinen Coachings. Erst folgt Erstaunen, dann kurze Irritation, dann Erkennen – und dann Strahlen! Es ist jedes Mal wieder berührend für mich, zu sehen, wie dieser innere Perspektivwandel sich den Weg ins Außen bahnt und im Körper und den strahlenden Augen zeigt. Oder sich im Telefoncoaching einem erlösenden und erleichterten Lachen Bahn bricht.
Was passiert mit den KundInnen? Wie „mache“ ich das?
Strahlende Augen: Beide Blickwinkel sind NOTwendig oder eher GLÜCKSwendig!
Schritt 1: Ich melde zurück, über welch fürwahr meisterliche Kompetenz sie verfügen, da sie den Mangelblick schon perfekt beherrschen. DEN brauchen sie schon nicht mehr üben. Zudem enthält er für meine Begriffe eine Kompetenz, die in dieser Easy-going und Think positive!- Gesellschaft immer mehr den Bach runter geht, nämlich den Mut, das Unangenehme, die Ungerechtigkeit, den Verrat, die eigene Ohnmacht oder Begrenztheit nicht auszublenden und auszuhalten! Aus diesem Blickwinkel haben die wenigsten „Negativseher“ ihr gehasstes oder unbewusstes Muster je betrachtet. Es geht nicht darum, diese Mut- und Mangelblickkompetenz wegzumachen.
Schritt 2: Es geht a) darum, nun noch den Gegenpol, den Fülleblick zu entwickeln, zu aktivieren oder wieder zu beleben. Und es geht b) darum, die Übertreibung und Schieflage zu erkennen, die aus der EINSEITIGEN Betrachtungsweise resultiert. Aus JEDER wohlgemerkt!
Erst BEIDE Seiten im Blick zu haben macht wirklich (?) frei. Alles andere wäre nur ein Fallen in den Gegenpol. Das ist nicht meine Vorstellung von Freiheit und Lebenskunst. Und von Coaching, nebenbei gesagt, auch nicht.
KLEINE ÜBUNG:
Wenn Sie zum Mangelblick neigen: Fülleblick üben! Geht gut mit Dingen außerhalb von einem, z.B. Fülle und Überfluss und Überschuss in Natur wahrnehmen.
Für diejenigen, die (nur oder noch) dem Fülleblick huldigen: Solange das Leben mit dieser Strategie klappt, werden die wenigsten sich genötigt sehen, also NOT haben, die zu ändern. Es sei denn, aus Einsicht, dass selbst das und ewiges Glücksduselei mit der Zeit langweilig wird und unspannend. Spannung braucht eben mindestens zwei Pole. Drüm: Vielleicht auch in Sonnenzeiten schon mal anfangen mit Üben und Aushalten von Mangel oder Unlust oder auch von Begrenztheit. A) um für solche Zeiten gerüstet zu sein und B) um sich selbst (wieder) ein spannendes Leben zu machen.
Wie lauten Ihre Erfahrungen?