Liebe treue Leserinnen und Leser,
Ostern. Mal wieder. Ich nehme es mal als Anlass, über Freundschaft nachzudenken.
Wer je Religionsunterricht hatte, erinnert sich sicher an die Situation in der Ostergeschichte, wo Petrus seinen Freund Jesus dreimal verrät, bevor der Hahn kräht. Das empörte mich schon als Kind jedes Jahr wieder.
Viele von Ihnen kennen sicher das Buch oder den Film „Drachenläufer“, eine dramatische Geschichte von Freundschaft, Verrat und den Versuch einer späten Wiedergutmachung.
[B]„Für dich – tausendmal!“[/B] ruft Hassan darin seinem Freund Amir zu, als dieser ihn bittet, den Drachen und somit den Sieg für ihn einzuholen. Auch da eine Geschichte von Freundschaft und Verrat. .
Wie anders in Schillers „Die Bürgschaft“. Sie erinnern sich: Da berührt die Treue der Freunde bis in den Tod des Tyrannen Herz und lässt ihn ausrufen: [B]„ So sei ich, gewährt mit die Bitte, in eurem Bunde der Dritte.“ [/B] (erstbester Link zum ganzen Gedicht)
Hier wie dort geht es um [B]das Thema Freundschaft[/B]. Und um den Verrat derselben. Große Dichter und Denker haben sich an diesem Thema versucht. Es lässt nur wenige Menschen kalt. Mich auch nicht. Freundschaft zieht sich durch meine Kindheit, Jugend, Familienphase wie ein konstantes Band oder eine beruhigende Konstante – durch alle Lebensphasen und Lebensstürme hinweg.
Warum? Warum ist uns Freundschaft so wichtig? Was ist es, das uns so tief berührt, wenn wir solche dramatischen Geschichten oder Balladen über Freundschaft lesen? Was lässt uns derart mitleiden, zieht uns in einen emotionalen Bann?
„Man braucht nur eine Insel allein im weiten Meer, man braucht nur einen Menschen, den aber braucht man sehr.“ dichtete Mascha Kaleko.
Diese Inseln zu finden, wird aber in modernen Zeiten immer schwieriger. Freundschaft braucht Zeit zum Reifen. Freund/Freundin wird man nicht über Nacht. Diese Reifezeit für Freundschaft steht vielen – vor allen Dingen jungen Menschen – in dieser modernen Zeit gar nicht mehr zur Verfügung – Stichwort: Berufsnomaden – und so bleiben viele Menschen, trotz aller beruflichen oder sozial anerkannten Erfolge im Grunde ihres Herzens einsam. Die Sehnsucht danach bleibt.
Ich zähle mittlerweile zu der Generation 50plus. Da stellt sich die Situation anders da. Die ersten Freundinnen/Freunde weilen schon gar nicht mehr unter uns. Sie sind viel zu früh gestorben und hinterlassen eine „Erinnerungslücke“, die niemand füllen kann. Mit wem außer M. kann ich die witzige, schräge, peinliche, berührende Situation in Paris erinnern? Und: ich stelle mit Erschrecken fest, dass meine Freunde sich ausdünnen, weil ich strengere, bedingungslosere Kriterien für Freunschaft an den Tag lege, als noch vor 10, geschweige vor 20 oder 30 Jahren.
Mich interessieren Ihre Erfahrungen, Meinungen, Antworten zu diesem Thema sehr, zumal ich in meinen Coachings festelle, wie sehr das ursprüngliche Thema, mit dem die Kundinnen/Kunden zu mir kamen, gar nicht ihr EIGENTLICHES Thema ist, denn das ist Einsamkeit/sich einsam fühlen/ sich nach einem!!! Menschen sehnen, einem soulmate, Seelenverwandten, Freund.
- Haben Sie einen Menschen, zu dem Sie Freundin/Freund sagen? Oder gar eine ganze Freundesclique?
- Warum nennen Sie sie Freunde? Was macht den Unterschied aus zu Ihren „bloßen Bekannten?
- Wann endet Freundschaft für Sie? Kann sie aufgekündigt werden? Wenn ja, wann und warum?
- Gibt es drei Hauptkriterien, die unbedingt erfüllt sein müssen, wenn es Freundschaft genannt werden soll? Haben sich diese im Laufe Ihres Lebens verändert? Wenn ja, wie?
- Gibt es einen Spruch, einen Aphorismus, der IHRE Vorstellung von Freundschaft zusammenfasst?
Herzliche Einladung an Sie: Schreiben Sie Ihre Gedanken, Erfahrungen, Antworten zu diesem Thema und teilen Sie sie mit anderen Menschen – manchmal sind auch WORTE Freunde!!!
Das meiner Meinung und Einstellung nach treffendste Gedicht zu diesem Thema finden Sie in meinem Newsletterarchiv.
Haben Sie einen Menschen, zu dem Sie Freundin/Freund sagen?
Ja – meine „allerbeste“ Freundin ( seit genau 22 Jahren ) an erster Stelle, mit der ich über wirklich ALLES reden kann, ebenso wie sie mit mir.
Oder gar eine ganze Freundesclique?
Seit ein paar Jahren ( ca. 10 ) hat sich eine Freundesclique heraus kristallisiert. Es sind 3 Frauen und 2 Männer, die ich Freunde nenne und wo beidseitig alles besprochen werden kann.
Warum nennen Sie sie Freunde?
Wir Vertrauen einander und sind füreinander da, egal ob es ein nächtlicher Hilferuf ist oder ob es darum geht, Freude zu teilen. Beide Seiten wissen, dass alles im geschützten Raum bleibt und dass wir uns nichts vor machen müssen, da Ehrlichkeit Voraussetzung war und ist.
Was macht den Unterschied aus zu Ihren „bloßen Bekannten“?
Bekannten gewähre ich keinen Einblick in meine Seele.
Wann endet Freundschaft für Sie?
Wenn ich belogen und hintergangen werde und wenn ( nach einer Aussprache ) keine Einsicht erfolgt.
Kann sie aufgekündigt werden? Wenn ja, wann und warum?
Sie kann aufgekündigt werden, aber nicht beim ersten „Fehlverhalten“.
Eine Chance ( oder zwei ) hat jeder Freund verdient. Wobei bei jedem Mal ein bisschen abbröckelt – wenn dann genug Vertrauen abgebröckelt ist, kann das sehr schnell gehen, dass aus einem Freund ein Bekannter wird ( von dem ich mich durchaus auch trennen kann ).
Das ist mir im bisherigen Leben zwei Mal passiert und auch wenn es damals weh tat, die Entscheidung war im Nachhinein die Richtige.
Gibt es drei Hauptkriterien, die unbedingt erfüllt sein müssen, wenn es Freundschaft genannt werden soll?
Oh ja !!! Absolute Ehrlichkeit / Verschwiegenheit / Vertrauen ( u.a. gemeinsam Lachen und Weinen zu können / dürfen ).
Haben sich diese im Laufe Ihres Lebens verändert? Wenn ja, wie?
Ich gehe heute keine ( faulen ) Kompromisse mehr ein, wenn es um Freundschaft geht.
Entweder es passt oder es passt nicht !
Ich muss nicht mehr um Freundschaft „kämpfen“, denn die Freunde, die ich habe, habe ich seit vielen Jahren ( 20 und mehr ) – wir haben uns gegenseitig auf dem Lebensweg begleitet und Höhen und Tiefen gemeinsam er – bzw. gelebt.
Liebe Ute,
Danke für Einblick in Ihre/Deine Freundschaftskriterien. Ein paar Zückmeldungen habe ich von anderen Leserinnen/Leser als Mail bekommen. Auch dafür an dieser STelle noch mal Dank.
Was allen gemeinsam ist, ist die Sehnsucht nach einer echten Seelenverwandten, die eben nicht nur durch ‚dünn‘, sondern auch zuverlässig mit ‚dick‘ mit einem geht und wo wir uns trauen, so zu sein, wie wir sind, uns nicht schämen „müssen“ und die wir auch nachts um 4.00 aus dem Bett klingeln könnten.
Interessent fand ich auch Ihren/Deinen Satz: Entweder es passt oder es passt nicht! In der DONNA, (die ich bis dahin noch nie in der Hand hatte), hatte eine Mitarbeiterin einen Selbstversuch gestartet, und sich aktiv darum bemüht, eine solche Freundin zu finden. Ihr Ergebnis: Freundinnensuche sei ähnlich wie Partnersuche: Entweder es funkt irgendwie nach ein, zwei Treffen – oder nicht!
Ich verstehe, was sie meint, andererseits geht das schwer mit meiner Vorstellung zusammen: Braucht es nicht gerade ZEIT und gemeinsame Erfahrungen, um irgendwann zu erkennen: Doch, zu diesem Menschen sage ich Freundin/Freund?
Ein weites und spannendes Feld. Danke für ZEIT, die Sie sich genommen haben. Ist auch eine Art Freundschaftsdienst. Oder?