Welches ist IHR Lied, das Sie Ihre Lebensengerie und Ihre Lebenslust wieder frei setzt?
“ Verdamp lang her, verdamp lang. Verdamp lang her…“
Gefühlt, verdammt lang her, dass ich öffentlich was geschrieben habe. Mich lähmt, mal wieder, eine Schreibblockade. Sei’s der Ostwind, die Kälte, who knows, der meine Selbst-Zweifel grad nährt. Kein Artikel findet vor meinen Augen Gnade – und wenn, dann nur, um gleich ins nächste Blockadenrädchen einzuhaken: Pah, WEN interessiert das schon, was DU zu sagen hast???
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, manchmal hilft alles Denken, (Selbst)Coaching und Wollen nicht. Manchmal braucht es ‚Zufallsglück‘: eines bestimmten Impulses, eines Frühlingsduftes, einer Begegnung, eines Liedes – und meine Lustlosigkeit, meine Lahmheit, mein Nicht-in-die-Pötte-kommen, mein melancholischer Schub, meine Selbstzweifel lösen sich auf, wie Nebel im Sonnenlicht.
Gestern ging es mir so.
Nachmittags – 16.00 Uhr.: Auto vor Edeka, grad fertig zum Aussteigen, da ertönen die ersten Klänge von BAPs: Verdamp lang her, verdampt lang… Tür wieder zugeknallt, Radio lauter gedreht, brüllend laut mitgehört, brüllend laut – Fragmente jedenfalls – mitgesungen.
„Nit resigniert, nur reichlich desillusioniert,
e bessje jet hann ich kapiert.“
Abends, 23 Uhrnochwas: Text ausgedruckt, Kopfhörer auf, Youtube an…. Und dann ein Dutzend mal wie blöd mitgerockt! Leise, leise, es ging gen Mitternacht, Texte mitgesungen (hab mal in Köln gelebt). Bis halber Eins.
Ahhhhhhhhh…. Herrlich! HERRLICH!
Wovon hatte ich geträumt? Was hatte ich gesucht, vermisst?
Dieses Gefühl von grenzenloser Freiheit: Alles ist möglich. Alles! Und warum das? Weilste dich mit Menschen verbunden wähnst, die ähnlich (durch)ticken wie du, wenn sie Lieder wie diese „an Tagen wie diesen“ hören, Menschen, die eine (kollektiv-gebündelte) Sehnsucht nach… in sich fühlen, Sehnsucht, die (noch) keinen konkreten Inhalt hat oder haben muss und einen dennoch weiterträgt. (Mein Philosophenkopf murrt: „Jaja, romatischer Idealismus! Novalis und Co. lassen grüßen!“ Und ICH sage meinem Kopf jetzt mal: „Klappe! Aus! Bist nachher wieder dran!“)
Verbunden auch im Geiste mit Menschen, die die beschriebenen Gefühle von tiefester Enttäuschung durch falsche Freunde kennen; mit Menschen, die sich fragen, wann und ob sie überhaupt je zum Wesentlichen in ihrem Leben vordringen, ob sie nicht den falschen Weg wählen. Gibt es überhaupt Menschen, die sich das NIE oder selten fragen? Oder ist das eine Frage des Alters und Älter-werdens oder stellt sie sich erst an dem was ich „crossroads of your life“ nenne? Für mich ist es Teil der bzw. meiner Vorstellung von Lebenskunst.
„Ne Kopp voll nix, nur die paar instiktive Tricks,
et duhrt lang, besste dich durchblicks.“
Ja, es dauert, das „Erkenne dich selbst“ und das „Werde, der du bist“, es ist Reifen, Irren, Sehnen, Wachsen, vorwärts, seitwärts, zuweilen im Rückwärtsgang , OHNE – siehe oben – zu resignieren, aber auch, ohne sich völlig naiv-idiotischen Illusionen hinzugeben, die dann wiederum nur ent-täuschen.
Im Text fragt jemand jemanden, wann er zuletzt ein Bild gemalt hätte, ob ihm jetzt ein Lied tätsächlich genüge?
Was würden SIE antworten, wenn ich Sie jetzt fragen würde:
Wann haben SIE zuletzt „ein Bild gemalt“, etwas Ver-rücktes, dafür etwas Wesentliches getan oder in Angriff genommen, etwas, das Ihnen wirklich am Herzen liegt, das IHRS ist und widerspiegelt? Wenn nicht, warum tun Sie es nicht? Was braucht es für einen Schub, einen frischen Wind, ein verzücktes Lied, das Ihre Sehnsucht nach Umsetzung weckt?
Das Lied selbst und besonders eine Zeile hat mich gemahnt und ermutigt, DIESEN Text hier tatsächlich reinzusezten. Geht es nicht letztendlich darum, immer und immer wieder mutig ETWAS und SEINS zu wagen und in die Welt und ins Leben zu geben? BAP haben es so zusammengefasst:
„Ich jläuv, ich weiß, ob du nu laut mohls oder leis,
et kütt drop ahn, dat du et deiß!“
Gibt es ein Lied, das Ähnliches bei Ihnen auslöst, welchen Ihre Lebenslust beflügelt und frei setzt?
PS – Einen Beitrag zum Thema „Selbst-Zweifel und Umgang damit“ finden Sie auch in der März-Ausgabe meines LEBENSKUNST-Newsletters.