Angst ist zur Zeit ein großes Thema von mir – siehe Blogartikel zuvor. Ich glaube dennoch, dass es das Thema vieler Menschen, Jungen wie Alten, ist. Viele versuchen sie – mehr oder weniger erfolgreich, zumindest für eine Zeit – zu verdrängen, in Form von Aktionismus, Workoholic-sein, sich mit was auch immer zuzudröhnen, sie in Form von Bungee-Jumping-Sprügen zu ‚überwinden‘, oder sie, die Angst, entlädt sich in gewalt-tigeren Formen.
Ängste habe eine Biographie. Sie runterzuschlucken, irgendwie zu kompensieren, mag eine Weile funktionieren, besser wäre es, sie nicht in den Keller oder Dampfdruckkochtopf zu sperren, sondern sich um sie zu kümmern – bevor sie uns zwingt, sich um sie zu kümmern!
Einen interessanten und hilfreichen Artikel – und einen Kommentar von mir – zum Thema Ängste und „Wie man Ängste überwindet“ finden Sie im „Persönlichkeits-Blog“ von Roland Kopp-Wichmann.
Die meisten Menschen sind von soviel Ängsten umgeben, dass sie garnicht mehr wissen wie es ist ohne Angst zu leben. Ständig sieht man neue Katastrophen in den Nachrichten oder Zeitungen und hat schon fast Angst davor das Haus zu verlassen. Jeder Fremde ist ein potentielle Gefahr und wenn ich im Job nicht kusche ist eh alles vorbei.
Ich stimme Ihnen voll zu. Das Schlimme ist, dass Menschen, die Angst haben, dies selten öffentlich zugeben, das kommt nicht gut in einer Gut-drauf-und-erfolgreich-und-fit-Gesellschaft. Also wird massenhaft verdrängt – was ich für das wirklich Gefährliche halte. Alles Verdrängte hat bekanntlich die Eigenschaft, sich seinen (Er-Lösungs)Weg zu suchen: Was man im geistigen Keller eingesperrt hat, ist eben nicht weg, sondern jeder Ton aus dem Angst-Keller triggert die Angst zusätzlich. Da hört man gerne auf Menschen, die – siehe Trump – scheinbar keine Angst und ‚alles‘ im Griff haben, für alles eine – einfache – Lösung haben.
Der Gegenpol zu Angst ist Sicherheit. Die ist aber nicht als ABSOLUTE Sicherheit zu haben. Das einzusehen und zu akzeptieren ist schwer. Die Angst hat ja einen Sinn: Sie will uns zur Vor-Sicht mahnen. Sie soll ja nicht ganz weg. Es gilt – auch für mich – darum, den Fokus weniger auf die Angst, sondern auf Teil-Sicherheit(en) zu richten: Wo/wann fühle ich mich sicher? Wo finde ich Halt? Wo darf ich aussprechen, was ich wirklich denke, fühle?
Und ebensowichtig ist eine meiner Lieblingsfragen, die ich mir selbst auch immer wieder stelle, die Woran- erkenne-ich?-Frage: Woran erkenne ich überhaupt Sicherheit? Und zwar nicht nur auf der mentalen, sondern auch auf der körperlichen Ebene: Woran erkenne ich Sicherheit IN meinem Körper? Woran mache ich sie fest? WO genau spüre ich sie?
Herzlichen Dank für Ihren Kommentar zu diesem, ich wage zu wiederholen, nicht nur meinem = individuellen Problem, sondern gesellschaftlich relevanten Problem.