Es regnet! Juchhu! Yippy! Schon beim Augenaufschlagen hörte ich die Tropfen auf dem Fensterbrett. Es gibt Wetter, das passt einfach besser zu meiner Stimmung als anderes. Nichts stimmt mich depressiver als strahlendster Sonnerschein mit lauter munteren, geschäftig unterwegsseienden Menschen, die sich alle, alle gemüßigt fühlen, dieses wunderschöne Wetter zu NUTZEN! Ich könnte mich als trotzige Gegenbewegung dann einfach ins Bett legen und sagen: Ich mache nicht mit!
Aber heute… Yes, , ist das toll! Heute kann ich völlig losgeöst vom Schön-Wetter-nutzen-Druck in der Bude vor mich hin rekonvaleszieren (und meine Lunge hat das noch bitter nötig!) – und meine Küchenschränke aufreißen, zumal der Appetit sich langsam wieder anschleicht.
Eigentlich bin ich enttäuscht! Ich bin ent-täu-häuscht!
Kennen Sie den Film: A Fisch called Wanda? Wo der Typ alles mögliche macht, um einen Safe zu knacken. Endlich isses soweit… Er öffnet ihn… LEER!! Alles umsonst! Jedermann und -frau erwartet, dass der Typ komplett ausrastet. Der sitzt aber nur da und sagt lakonisch: „Ich bin enttäuscht. In bin ent-täu-häuscht!“ Irre. Dieser Satz ist in Family als running Gag eingegangen. Es brauchte nur jemand zu sagen: „Ich bin enttäuscht. Ich bin ent-täu-häuscht!“ dann wussten alle, was Stunde oder Gemütslage geschlagen hatte, was Schulnotenlage anging, zuweilen auch.
Also, auch ich bin ent-täu-häuscht! Ich hatte mir das Ergebnis auch anders vorstellt. Ich dachte, …..
dass die Schränke sich viel schneller völlig und gänzlich leeren würden – und hatte mir ausgemalt, dass mich beim bloßen Anblick dieser Leere ein spektakuläres Erleichterungsgefühl durchströmen würde, das nur noch von Weihnachtserinnerungen zu toppen wäre, als a) mal die Puppenstube unterm Weihnachsbaum stand und b) die erste Lastexhose.
Ich gucke rein. Hm. Nundenn. Ja. Leerer. bzw. immer noch zu voll:
Es gibt immer noch zu viel Nudeln bzw. Reste diverser Nudelsorten. Ich sollte Nudelrisotto kochen… Kartoffelstärke und ne halbe Tüte Mehl starren aus dem Hängeschrank mir ebenso noch entgegen, wie die kurz vor dem Auflaufdatum stehenden roten Linsen und 3 angebrochene Reissorten. Ne halbe Tüte Weinbeeren und Seesamsaat warten irgendwo noch auf Einsatz.
Im SChrank nebenan ist mittlerweile Platz. Der Tee hat sich drastisch reduziert. Der Chai-Latte, der zu Hause sowieso nich schmeckt, wie in dem besonderen Café, wurde entsorgt. Ab damit in die Tonne. Selben Weg gingen auch 3 Päckchen Vanillepuddingpulver, 10 Päckchen Uraltvanillezucker und Sahnesteif, das ich gefühlt seit Generationen nicht mehr benutze. 2 von 3 Extragon–Dosen: Weg damit. 2 unangebrochene Zimtpäckchen… Eins wird nett eingepackt und bei nächster Gelegenheit mit ’nem ZImtplätzchenrezept verschenkt.
Glas – Glasiger – Glasnost…
Der Kühlschrank… Warum ist der immer noch so voll? Marmelade, Senf, Eierlikör, jüngst erworben auf ’nem Bauernmarkt. Ketchup, sonstige Grillsaucen. Ich sollte ein paar Leutchen zum Wintergrillen einladen, die dann wiederum ihre auch mitbringen könnten… Rote Beete Glas, Kirschenglas, Holunderbeerglas. Mameladenglas…. Glas, Glasiger, Glasnost. Gewürzfläschen aus Glas… Herjee! Ich werde nochmal jedes einzlen betrachten, ob es oder die ganze Glaskombo dort noch was verloren hat oder nicht.
DAS sind Probleme, wa? Zuweilen denke ich : Hey, geht’s noch? Dieses Gekreise ums Essen. Dann muss ich mir klar machen, dass es auch ums Thema Essen geht, aber in erster Linie dient es als Übungsfeld für „Gewohnheiten ändern“. Und um sie zu ändern, muss man sie erst mal erkennen. Und im Schritt davor, eigentlich erst mal bereit sein, deren liebgewordene Bequemlichkeit zu hinterfragen.
Wäre bei Ihnen ja vielleicht ’ne Überlegung Wert.
- Welche Gewohnheiten zur Weihnachtszeit fühlen sich schön an für Sie?
- Bei welchen haben Sie das Gefühl, Sie sind denen längst entwachsen und sollten sich trauen, sie in die Erinnerungs- oder Andere-erwarten-das-von-mir-Tonne zu treten?
Oder anders gefragt: Dienen sie mir – oder diene ich ihnen?