„Alle Reisen haben eine heimliche Bestimmung, die der Reisende nicht ahnt.“       – Martin Buber

Liebe Leserinnen und Leser,

jetzt, zur Sommerzeit, zieht es viele in die Ferne. Freiwillig. Sie auch?
Vielleicht suchen Sie etwas, was es hier, wo Sie leben, nicht gibt: Abenteuer, Ruhe, Abwechslung, Abstand vom Alltäglichen – in jedem Fall etwas anderes, als das Gewohnte oder Gewöhnliche. Eine Auszeit. Eine Anderzeit. Oft in Anderland. Vielleicht im Urlaub mal ein anderer, eine andere sein. Wenigstens da mal Seiten von sich (aus)leben, die sonst keinen Platz, keine Erlaubnis, keine Chance haben, gehört oder gezeigt zu werden.

Ferne, Fernweh, Reisen. Wozu? U.a., um Heim zu kommen, nach Hause zurück zu kehren, in die heimatlichen Gefilde.

Heimatland, Heimatort, Heimat. Können Sie etwas mit den Begriffen anfangen? Lösen sie etwas bei Ihnen aus? Nicht jeder hat sie, eine Heimat. Nicht jeder fühlt sie. Oder fühlt sie erst schmerzlich in ihrer Abwesenheit. Z.B. die Jüdin Mascha Kaléko. Nach ihrer Emigration, die sie erst in die USa und später nach Israel führte, fand sie keine Heimat mehr und dichtet:„Zur Heimat erkor ich mir die Liebe.“

Das Gefühl von Heimat – äußerer wie innerer – stellt sich nicht auf Knopfdruck ein. Und doch ist es ein elemantares

Ohne das droht selbst das Reisen zur Aneinanderreihung von kleinen oder großen Fluchten zu werden. Wer keinen Platz hat, wo er sich zu Hause fühlt, eine sichere Plattform, von dem er in die Ferne starten – und zurückkehren – kann, der ist rastlos und auf der (Dauer)Suche, wo er oder sie hingehört.

Zu den ‘Zwangsrastlosen‘ gehören die Berufsnomanden, eine Bezeichnung für eine ganze Generation von Menschen, die keine Zeit oder Möglichkeit haben, irgendwo Wurzeln zu schlagen, da Beruf und/oder Karriere zur Dauerveränderung zwingen.

Wenn schon keine Heimat im Außen, als Ort, als Haus möglich ist, wenn Freunde fehlen, weil Freundschaften sich aufgrund dauernden Umzugs/Unterwegsseins/Trennung gar nicht mehr entwickeln können, dann wird es schwierig mit dem Heimatgefühl. Dann gilt es, etwas anderes zu finden, dem ich mich verbunden und vertraut fühle und wieder ‘landen‘ kann.

Ich traf vor Jahrzehnten im Urlaub in der Steiermark einen Bauern. Diese Begegnung hat mich nachhaltig beeindruckt. Er war noch nie aus seinem Tal weggekommen. Er liebte seine Arbeit, seine Alm, seine Berge, seine Heimat, wie er sagte. Er strahlte eine große Ruhe aus. Ein Einverstandensein mit sich und der Welt. Ich habe ihn bewundert und beneidet, suchte ich doch grad nach diesem Gefühl des Verwurzelt seins, dem Sich-heimisch-fühlen, dem Gefühl von In-sich- beheimatet sein. Und das war er: In sich beheimatet. Heimat, weniger als Ort, sondern eher als innerer Zustand.

In Anlehnung an M. Kaléko passt zu mir: Zur Heimat erkor ich mir die Worte. Darin finde ich Schutz, Zuflucht, Zuversicht, Verbundenheit. Da finde ich Freunde im Geiste (wenn die realen mal grad nicht greifbar sind). Da fühle ich mich heimisch. Da möchte ich verweilen. Da darf ich gehen – und wiederkommen. Dort ist ein sicheres Plätzchen, von dem aus ich geschützt und behütet und neugierig in die Welt zu schauen wage.

Eine andere Definition, der ich voll zustimmmen kann las ich vor Jahren in der hiesigen Tageszeitung, die ebenfalls gefragt hatte: Was ist Heimat für Sie? Ein Rentner aus Enger hatte geantwortet:„Heimat ist, wo ich nicht weg will!“

Und Sie? Was bedeutet Heimat für Sie? Woran machen Sie sie fest? Wo ist Ihr – innerer oder äußerer – Platz in der Welt, in dem Sie sich beheimatet fühlen?

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