Sicher ist Ihnen der Unterschied zwischen einem Verlaufs- und einem Ergebnisprotokoll bekannt:
Ein Verlaufsprotokoll gibt nicht nur die Ergebnisse wieder, sondern zeigt auch den Weg und u.U. die Umwege, sprich, den Prozess auf, der zu eben jenen Ergebnissen geführt hat.

Meistens denken wir bei diesen beiden Begrifflichkeiten an Meetings oder Besprechungen geschäftlicher Art.

Beide Arten haben ihre Daseinsberechtigung: In bestimmten Situtionen macht es Sinn, den Verlauf eines Prozesses mit zu protokollieren. Ich mach’s häufig beim Telefon-Coaching, um z.B. Denkmunstern auf die Spur zu kommen, immer wieder benutzte Wörter rauszufiltern etc. und auch kleine Fortschritte festzuhalten und zurückmelden zu können.

Natürlich gibt es Situationen,  wo es viel mehr Sinn macht, schlicht und ergreifend auf’s Ergebnis hinzuweisen, weil das relevant ist für die nächsten Schritte, Ziele, Aktionen und langes Laberrhabarber über das Wie, Warum, Wieso eher nervt als nützt und zum nächsten Laberrhabarer führt.

So weit, so schön.

Ich benutze die beiden Begriffe gerne als Metapher, wenn ums Leben im allgemeinen und Beziehung im Speziellen  und Kommunikation im Besonderen geht.

In der Regel halten sich gerade Männer gerne mit Ergebnissen, Zahlen, Zielen, etwas Greif- (und irgendwie Beweis)barem auf.  Was, wen interessiert der Weg dorthin? Hauptsache de Zahlen stimmen oder die Waschmaschine läuft widda, und Kind is runter vom Fieber –   und jut is, oder?
Abgesehen davon, dass das auch im beruflichen Kontext selten so simpel ist (ach, das Ergebnis stimmt nicht, feuern wir doch mal einfach Trainer XY aus dem Fußballverein ABC… und dann werden wir auch andere Ergegnisse kriegen..), wollen wir heut‘ die Privatbeziehungsebene näher unter die Protokoll-Lupe nehmen.

Ich versuch’s mal am Beispiel Mann-Frau aufzuzeigen.  Vorweg: wenn ich ‚Männer‘ sage, dann meine ich selbstverständlich nicht ALLE Männer. Und wenn ich ‚Frauen‘ schreibe, dann meine ich ebensowenig ALLE Frauen. (Ich has-se Generalisierungen! Generell. Immer. :-)).

Szene:

Mann kömmt nach Hause,  Frau schon da, ggf. – Werbung, (amerikanischen) Filmen, Fernsehen, Kirche,  sei Dank, besteht ja in vielen Köpfen die Vorstellung von einer ’normalen‘ Familie aus Vater, Mutter, 2 Kindern im Kindesalter und alle strahlen im reinsten Wäscheweiß in einer weißen Wohnung um die Wette – springen auch noch 2 Kids um Mann herum.

SIE will berichten, diskutieren, REDEN: Wie es ihr ergangen ist (Weg = Verlaufsprotokoll), was sie alles getan, erlebt hat (Weg = Verlaufsprotokoll); sie berichtetet haarklein von der Auseinandersetzung mit dem Chef, der Angestellten, der Freundin (Weg = Verlaufsprotokoll) – während ER irgendwann , meistens zunehmend genervt, fragt: Und, was is nu dabei rausgekommen? (Ziel erreicht? Problem gelöst?  = Ergebnisprotokoll).

Wie jetzt? Frau ist irritiert! Der hört mir ja gar nicht zu = Der interessiert sich ja gar nicht für mich! Der will ja gar nicht wissen,

  • wie es mir geht (Gegenwart),
  • ergangen ist (Vergangenheit –  und zwar nicht nur jüngste, sondern gefühlt bis Adam und Eva, denn Kopf ergänzt: JE ergangen ist.. )
  • ergehen wird (Zukunft = gefühlt bis in alle Zeit und Ewigkeit, sprich nie!)

und schon sind einem kleinem Disput oder mittleren Krach Tür und Tor geöffnet – Ausuferungen derselben nicht ausgeschlossen. Bis hin zum: Wenn der mich nicht versteht, nie verstehen wird, nie verstanden hat, schnief, dann sollte ich ihn verlassen. Sofort. Oder spätestens morgen… oder spätestens wenn der Jüngste 12 ist… oder ich das Seminar hinter mir habe…

Männer, kapiert es endlich: Frau möchte in epischer Breite den Weg beschreiben.

Und das hat einen guten Grund, warum sie das tun möchte: Sie möchte Beziehung damit festigen. Das ist häufig die erlernte, abgeguckte, angeborene, vererbte, gesellschaftlich ’normierte‘ Form … (die Wissenschaftler legen sich da mittlerweile nicht mehr so genau fest) Strategie, die Frauen drauf haben, um BEZIEHUNGEN zu pflegen, NÄHE herzuzstellen, VERTRAUEN kund zu tun.

Was heißt das nun für Mann?

Bevor ich hier jede Menge Verhaltenstipps abgebe, die Sie in zig Ratgebern nachlesen können: Mir geht es eher um eine Änderung auf der Haltungsebene, die aus Kenntnis herrührt, warum frau so ist. Weiß ich, WARUM jemand so oder so handelt, kann ich (logisch) nachvollziehen und bin eher bereit mein Verhalten auch zu ändern.

Konkret: Beim nächsten Wortregenguss, beim nächsten Tagesverlaufsprotokoll, erst mal innehalten: STOPP – und sich erinnern, warum Ihr Gegenüber ’so viel‘ berichten möchte. Eben um Nähe herzustellen, Beziehung zu festigen – und nicht in erster Linie um, tacktacktack, Ergebnisse aufzuzählen: Hey, das alles hab ich heute geschafft (Ergebnis), lob mich dafür oder hilf mir, ne Lösung für meine Probleme zu finden.

Um Sie jetzt doch noch ein wenig zu verunsichern:  Es gibt noch 1000 andere Gründe, warum frau (oder Chef, Kollege/Kollegin, Freunde) Sie zuquatschen könnte. Hier eine Miniauswahl

  • Weil Sie selbst mundfaul sind und frau/mann die Stille nicht aushält, die eintritt, wenn niemand redet;
  • weil sie, er, es meint, für,  juppdidu, die fröhliche Stimmung verantwortlich zu sein und immerzu nur nette Geschichten (oder Witze oder Schoten) erzählt,
  • oder sie hat das Muster Mama drauf: ich muss ihm doch sagen, wie er zu sein hat, was er sagen, denken, anziehen soll (damit ich einen muster-gültigen Gatten habe…)
  • weil er glaubt, die besseren Sachargumente zu haben (… und es im Team schon lange nicht mehr um die Sache geht, sondern um Beziehung(smacht))

Nun kenn ich natürlich auch meine Schwestern, auch solche, die sich in elegischer und epischer Breite über einem oder Mann oder  Mensch generell ausschütten  wie Sturzregen nach ’nem Sommergewitter. Ich überlege grad, ob ich hier und heute den Frauen auch noch ins Bewusstseinsgewissen reden möchte  oder lieber in einem anderen Artikel (und da natürlich in epischer Breite…).

Also, in kurz: Liebe Mitschwestern, bevor Ihr Euch über Eure Partner, Freunde, Mann generell  verlaufsprotokollmäßig ausschüttet, haltet ebenfalls inne: Mann ist zuweilen bis häufig eher an einem Ergebnisprotokoll interessiert. Denkt einfach dran. Macht es Euch bewusst. Mehr ist erst mal nicht zu tun – und quatscht den Tag, die Probleme, den Ärger wegen des kaptutten  Autos einfach mit der Freundin durch. Die versteht das. Die kennt das. Die darf uns sogar ungestraft bremsen, wenn es ihr zu viel wird.

So, und jetzt für alle, und beide Parteien und jeden, das, was ich immer wieder und wieder und wieder predige:

Es gibt kein IMMER! Es geht mir nicht um ‚immer‘. Lebenskunst heißt: je nach Situation entscheiden zu können bzw. zu wollen: ist jetzt dieses oder eher jenes dran? Das ist Arbeit. Das ist zuweilen mühselig.  Wer sich diese Arbeit nicht machen will, wer lieber stereotyp und der einfachheithalber IMMER dasselbe machen will, der/ die soll’s, bittschön, tun.

Für mich besteht Freiheit –  und Lebenskunst -, darin, innerlich die Wahl zu haben, situativ zu entscheiden: Macht das jetzt Sinn oder dieses Mal eher nicht? Um im Beispiel zu bleiben: Wenn Sie zum Verlaufsprotokolltypen zählen sollten: mal!!! versuchen, in Ergebnisform zu berichten. Und vice versa: Wenn Sie eher ein Typ sind, der kurz und knapp nur die Ergebnisse rüberschiebt, mal!!! probehalber versuchen, sich auch in den Weg einzudenken (denn genau DORT lässt sich häufig im Vorfeld noch einlenken, wenn’s mit den Ergebnissen nicht passt).

Herzlichst für heut‘.

PS – Ich mag übrigens Beides: laaaaaaaaaaaaang schreiben UND mich kurz und knackig fassen. Lange Artikel gibt’s zuhauf in diesem Blog. Kurze Verdichtungen in Form von eigenen Gedichten gibt’s zu hören am Sonntag,  29. Mai 2011, um 19.00 Uhr in der Alten Wassermühle zu Bentrup, Bielefeld-Heepen. Nähere Infos finden Sie unter Termine