Guten Morgen,

ohha, bitte NICHT!!!, dachte ich, als ich heute morgen um 5.00 auf den Wecker schaute. Nicht schon wieder so früh wach! Is dann auch nicht passiert. Hab bis halb 9 geschlafen… und nun ist Tag 2,wo ich meine allmorgendlichen Schreiborgien NICHT in mein privates Tagebuch schreiben, sondern ‚es‘ anders mache und öffentlich mein Ringen und/oder meinen Fortschritt mit-zuteilen.

Ich weiß echt nicht wirklich, was in mich gefahren ist? Es scheint, dass quasi über Nacht alle Schreibblockade-Dämme gebrochen und jetzt das Blatt, den Blog fluten, aber nicht überfluten wollen bzw. dürfen. Ja, es ist wohl eine innere Erlaubnis, die mensch sich gibt. Und die hängt bei mir häufig genug damit zusammen, dass ich mich frage: Ist das auch gut genug? Komme ich auch da nicht ZU doof, ungebildet – oder eingebildet! – rüber?  etc. etc.

Wenn ich auf meine – ich wiederhole, Achtung!: BISHERIGE! – Buchschreibscheiterkarriere zurückblicke, dann ist einer der dicksten Gründe nitnichten die mangelnde Motivation oder das Durchhaltevermögen – haha: wer 15 Jahre versucht, ein Buch zu schreiben HAT bewiesen, dass er/sie Durchhaltevermögen hat! – das fehlt oder fehlte, sondern die Siebe, die im Kopf immer mehr wurden und die habe ich vor allem Gengre zu verdanken, das ich gelernt habe zutiefst zu misstrauen: Marketingratgebern! bzw. bestimmten Ratgebern, die versprechen: WENN…. DANN… WENN die richtigen Techniken anwendest, DANN schaffst du alles/hast du garantiert Erfolg.

Ich habe mittlerweile selbst so viel Marketing – und Vermarktungswissen, dass ich selbst zum Marketingexperten gekommen bin. Und genau DAS, dieses Viel-Wissen, war letztendlich das größte HiIndernis. Denn sobald ich nur einen winzigkleinen Satz schrieb, tauchten mindestens 10 Marketingsiebe oder Schreibtipps auf: Schreib aus Leserinnensicht… formuliere den Mehrwert klar… schreib kurze, prägnante Sätze… und noch 10 bis 20. MICH wundert es im Rückblick nicht mehr, DASS ich 1.000 mal probiert, 1.000 mal is nix passiert, schließlich kurz vorm Aufgeben war.

Ich habe mich, als ich die Augen aufschlug, nochmal gefragt, was eigentlich seit gestern anders ist. Und, wollen Sie es wissen, was als erster Gedanke (und Gefühl) aufpoppte?

Es ist mir scheißegal, ob irgendwer das hier gut findet. 

Da grätsche natürlich sofort der Marketingungeist dazwischen! Das kannst du nicht machen! Das kannst du nicht schreiben! Damit beleidigst – und vertreibst – du deine Leser! Und -innen! Jap. KANN sein. Kann aber auch nicht sein! Vielleicht erkennt sich irgendwer genau in DIESER Motivation oder Antriebskraft wieder?!! Und zwar diejenigen, die immer versuchen, perfekt, nett, rücksichtsvoll etc. etc. zu sein. Eben jene, die allzuleicht SICH und das, was sie meinen, wollen, möchten ernst zu nehmen. Was heißt ernst? Haufig steckt dahinter ja auch die Angst, kritisiert, ausgelacht, verlacht zu werden; nicht als das wahrgenommen und der oder die wahrgenommen zu werden, als die man/frau/ich wahrgenommen werden möchte.

Wo wir gleich schon mitten drin sind an der ersten Scheiterhürde, an der ich nicht zum ersten Mal scheitere : Ich sollte bzw. ‚muss‘ bis nächste Woche Donnerstag an die liebe Heike Thormann, bei der ich mir professionelle Unterstützung geholt habe, (schon poppen mindestens 7 Innenstimmen auf: soll ich, kann ich, muss ich, darf! ich Heike hier einfach so verlinken?,  eine DIN A4 Seite beibringen, auf der ich a) schreibe, WER ich bin, also, was ich gerne möchte, das Menschen von mir wissen… die Panikwelle steht quasi schon am Horizont bereit… und b)  und das ganze in knackigen  2 Sätzen zusammenzufassen. Ohha… diese Übung habe ich schon gefühlte 100 mal gemacht…. und jedes Mal, wirklich JEDES MAL, bin ich ob dieser Aufgabe halbdepressiv darnieder gesunken.

Jesus, meine Zuversicht, ich bin 67 Jahre alt, habe soviel erlebt, es gab so viele verschiedene Dinge und Menschen, die meinen Weg und mein jetziges Wesen beeinflusst haben. Und zack!, schon poppt das Marketingsieb auf und das lautet: WAS wollen die Menschen da draußen von dir wissen? Und genau DAS ist für MICH der Schreibkiller schlechthin! Wie das?

Weil ich aufhöre bzw. wenn ich aufhöre, bei MIR ZU SEIN bzw. zu bleiben! Ich verliere das, was ICH den Menschen mitgeben will total aus dem Blick. Ich verliere meinen Schreibstil total aus dem Blick.

Das mag für ander to-tal hilfreich sein: Schreibregeln, Stilvorschläge, was weiß ich, ich weiß, bei mir führt das zur totalen Schreibblockade. Ich KANN kurz! Ich KANN knackig. Ich schreibe Gedichte, und ja, die kommen als nächstes dran, wenn endlich dieses Lebenskunst-Handbuch fertig ist,  aber ich liebe AUCH lang! Ich liebe auch meine Ausdrucksform. Wer sie nicht mag, nicht braucht, nicht will: So what! Entweder ES = mein Buch findet die LeserInnen – oder eben nicht! Ich habe vor zig Jahren schon mal einen – nicht gerade kostengünstigen – Kurs mitgemacht, habe viel Energie darein gepulvert… und wunderte mich, dass ich zunehmend depressiver wurde. Diejenigen, die den Kurs anboten, hatten selbst schon jede Menge RATGEBER geschrieben, und irgendein inner Widerstand meinerseits war Gottseidank am Werk und der war dann irgendwann nicht mehr runterzudrücken: ICH WILL KEINEN RATGEBER A LA… oder WIE XY schreiben. Ich will MEINEN Stil, meine Art, meine Schreibkunst in die Welt geben!

Ich muss und will nicht 10 Ratgeber schreiben. Ich will aber EIN Handbuch schreiben, das Menschen auch morgen und übermorgen noch hilft, von dem sie im Bestfall sagen würden: DAS muss unbedingt mit, wenn ich auf eine einsame Insel verbannt würde! Ein hehrer Anspruch, Madame!, tönt es von innen… Jaja, wir – also all meine geliebten wie gefürchteten Innenstimmen – sind ja auch gerade am Start, es aufs Papier zu bringen. Möge die Übung dieses Mal gelingen.

Am Montag wieder mehr: an dieser Stelle, zur frühen oder späteren zur Morgenstund.

Gestern schrieb mir eine Freundin: „Maria, du solltes keinen „Ratgeber“ schreiben, sondern ein, haha: Buch!, mit deiner Geschichte und deinen Gedichten.“ Tja, dachte ich heute morgen, vielleicht wird es am Ende KEIN Lebenskunst-Handbuch, sondern ein „Protokoll des Scheiterns,  ein Buch zu schreiben“. Dann wird eben DAS mein Buch. Kolumbus wollte auch nach Indien  – und ist dann in Amerika gelandet. Weiß der Himmel allein, wohin mich DAS HIER führt. Ich habe jedenfalls gewagt, aufzubrechen! Fahren Sie/lesen Sie/segeln Sie mit? Ich würde mich freuen!

(unkorrigiert in die Welt gegeben von Maria Anna Ast am Tage des Herrn 17. Juli 2021)…