„An einem edlen Pferd schätzt man nicht seine Kraft, sondern seinen Charakter.“ – Konfuzius

Ach, es gibt sie noch: Die Männer, die mich zu Tränen rühren! Da schlug ich heute morgen eine Zeitung von gestern auf und blieb an der Überschrift Die Sportwelt verneigt sich vor  Nowitzki hängen bzw. an den Zitaten anderer zu seinem Aktiv-Sport-Ende. Da gelang es mir noch so halb, meine Rührung – oder sollte ich sagen BErührung – zu unterdrücken. Ich mich an den PC gesetzt und weitere Kommentare in der WELT, der ZEIT, der Süddeutschen etc. gelesen – bis ich schließlich hemmungslos meinen Tränen freien Lauf gelassen habe.

Was war bzw. ist passiert? Was hat mich – und viele andere Menschen – so berührt?

Ich kann nur für mich sprechen und das wiederholen, was viele seiner Weggefährten und Fans ge- und berührt hat: Da geht ein ganz Großer, jemand der uns Tugenden vorgelebt hat/vorlebt, die in der erfolgsgeilen, geldgeilen, selbstdarstellungsgeilen Welt als  NO-GO und Erfolgskiller gelten: Bescheidenheit, Bodenständigkeit, Mitmenschlichkeit, das Einstehen für diese Werte. Ja, ja, ich höre schon die Einwänder: Natürlich geht das geht vielleicht einfacher, wenn mensch sich um seim/ihr täglich Brot und Auskommen keinerlei Gedanken machen muss! Und dennoch: Meiner Wahrnehmung nach sind die meisten Reichen, Reichgewordenen, Reichgeborenen dieser Welt von diesen Werten so weit entfernt, wie die Erde vom gerade fotografierten schwarzen Loch: Nämlich Lichtjahre.

Nochmal gefragt: Was genau hat mich so berührt?

Da muss ich ein bisschen ausholen. Sehr viele Jahre habe ich mich mit dem Begriff ERFOLG – und besonders in der Coachingszene – herumgeschlagen. Dieses ewige „Ich helfe dir erfolg-reich zu werden!“, ich konnte es nicht mehr lesen, geschweige damit werben. Warum nicht? Weil die allermeisten mit Erfolg doch immer noch eins meinen: Ich mache dich REICH, im Sinne von Geld-REICH, BERÜHMT-reich. Und immer und immer wieder wurden/werden diese ach so erfolgreichen Vorbilder aus der Wirtschaft herangezogen. Nein, nochmals nein: Das war und ist nicht mein Ziel, Menschen zu dieser Art von Erfolg zu verhelfen. Es hat einige quälende Jahre gedauert, bis mir klar wurde: Ich will und bin nicht mehr: nur Prozessbegleiterin sein.  Ich bin ein (selbst)kritischer Mensch – und dazu möchte ich andere ermutigen, ermächtigen: sich selbst gut zu kennen, die eigenen Werte klar zu haben, um aus dieser Selbstklarheit andere kritisch hinterfragen zu können.

Es ist das Gefühl: Ich bin nicht allein mit meiner Sehnsucht nach Vorbildern jenseits dessen, was Mainstream als Erfolg definiert und zu verkaufen sucht. Ich bin nicht allein mit meiner Sehnsucht nach Vorbildern, die Kariere und Beischeidenheit, Erfolg und Bodenständigkeit, Authentizität und Fürsorge für andere im Blick behalten. Menschen wie Nowitzki nähren meine Hoffnung, dass diese scheinbar vom Aussterben bedrohte Spezies noch lebendig ist; sie fütttern meine Zuversicht, dass die Trumps und Co. dieser Welt nicht Vorbildmacht – für unsere Jugend – gewinnen.

An einem edelen Pferd schätzt man nicht seine Kraft, sondern seinen Charakter, meint Konfuzius. In den allerseltenen und allerbesten Fällen gibt es beides in Personalunion:

Kraft und Charakter! Er, Dirk Nowitzki, vereinigte beide Qualitäten in sich. – DANKE, Dirk! All the best for you from the bottom of my heart!