Unten weiter finden Sie den Link zur NDR/Kultur-Sendkung: Ideal und Wirklichkeit. Das als Hinweis.
„Das Recht auf ein verpfuschtes Leben ist unantastbar!“, sagt Amélie in dem Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“ – und exakt jene Erkenntnis hatte ich irgendwann vor Jahren auch, als ich mich „Dank“ Coaching, Kirche, 1.000 Fortbildungen/Ratgeber durch – und in drei Burnouts gearbeitet hatte, aus denen ich jeweils mühsam (mit immer neuen Fortbildungen und Ansätzen) rausgearbeitet habe – letztlich aber mit erneutem Anspruch an mich: Du musst, könntest, solltest… besser, gütiger, klüger, mitfühlender, motivierter… was weiß ich sein, um überhaupt noch in dieser Weltbestenliga mitspielen zu dürfen, gell.
ESMI – Einen Scheiß muss ich, diese Gedankenstoppbremse habe ich Tommy Jauds Buch mit selbigem Titel zu verdanken habe. Ende Gelände mit der ewigen Selbst-Optimierung, der ich Jahrzehnte meines Lebens, fast möchte ich sagen: geopfert habe, einem völlig falschen Anspruch, der in der ganzen Coachingszene ja seit Jahrzehnten gepredigt wurde – und langsam und endlich, endlich seinen Niedergang erlebt. Gut so! Es geht nicht um Perfektionierung und Optimierung bis zur Selbstaufgabe, sondern die BALANCE zu wahren wissen zwischen einem ZUVIEL und ZUWENIG, die Gegensätze und Widersprüche in sich – und in der Welt – friedlich zu händeln wissen, zu wissen, wann GENUG genug ist, dass GUT genug ist.
Jede Einpoligkeit wird zum Extrem – und jedes Extrem wird zum Problem. Immer. Das ist meine Erkenntnis in meiner Kurzformel.
Man kann alles übertreiben! Und alles untertreiben: Die Ansprüche an sich oder andere; die Fürsorge für sich oder andere, das Einfach-laufen-lassen ebenso wie das Alles-perfekt-kontrollieren-wollen.
JEDE Übertreibung, jede Untertreibung führt unweigerlich ins Extrem – findet sie nicht ihr ganz spezielles Gegengewicht, ihren Schwesterwert wie es Schultz von Thun in seinem Werte- und Entwicklungsquadrat das nannte. Das gilbt auch für jedes Ideal: Es knall früher oder später mit der Wirklichkeit zusammen – und dann muss um eine Balance gerungen werden. Immer wieder. Immer wieder neu. IN sich und in der Welt an sich. Vollkommenheit statt Perfektion. Ist das die Er-Lösung?
Ein wunderbar kluges und geistreiches Feature zum Thema lief heute morgen in NDR/Kultur unter dem Titel: „Ideal und Wirklichkeit“.
Als wär’s ein Stück von mir: Besser könnte ich’s nicht zusammenfassen. Also: Gerne nachhören oder als Manuskript runterladen. (Das geht m.E. bis 14 Tage lang nach der Sendung).