Guten Morgen,

das IST nachwievor sehr komisch für mich – weil gegen jahrzehntelange Gewohnheit ankämpfend –  die „morning pages“, also das allmorgendliche Ins-Tagebuch-Schreiben öffentlich zu tun, statt es für niemanden sichtbar weiterhin nur in mein privates Tagebuch zu packen. „Was schreibst du denn in ein Tagebuch? Täglich?!“, werde ich häufig von  Menschen gefragt – die fast alle selbst kein Tagebuch schreiben.

  • Ich packe die Gedanken rein, die mir durch den Kopf gehen: in DIESEM Augenblick.
  • Oder eben Gedanken, die ich (besonders in schlaflosen Nächten) versuche einfach an mir vorüberziehen zu lassen – und dann bleiben eben doch häufig ganz bestimmte hängen, und dann weiß ich mittlerweile, diese Gedanken HABEN GEWICHT, haben zumindest für mich eine BEDEUTUNG und die werden dann notiert und reflektiert.
  • Auch und besonders schreibe ich mir meinen Frust oder Unlust oder Trauer oder Ängste von der Seele oder aus dem Kopp;
  • VOR Entscheidugen schreibe ich. Immer! Denn Schreiben klärt (bei mir wenigstens) den Geist und es stellt sich sowas wie Klarheit ein. Und sei es die, dass ich dann weiß, dass ich noch nicht entscheiden kann oder will.
  • BEVOR ich irgendwen kritisiere schreibe ich: ob und was und wie ich die anbringen will; was mein ZIEL oder mein BEDÜRFNIS hinter der Kritik ist, ob die hier und jetzt angemessen ist oder ob Schweigen in diesem Fall die sinnvollere Alternative ist.

Aus einem Tagebuch, das in den ganz jungen Anfängen mehr eine Auflistung von Ereignissen oder Erlebnissen war, ist immer mehr ein REFLEXIONSRAUM geworden. Für mich und meine seelische Gesundheit ein MUSS. Ich wüsste nicht, wie ich manche ‚Dinge‘ in meinem Leben OHNE SCHREIBEN überlebt hätte.

Ähnliches gilt fürs Lesen. Ich wüsste nicht, wie ich ohne Bücher überlebt hätte. Häufig waren es Fach- oder Sachbücher – und eben Gedichte. Außer Lang-Schreiben und Langtexte-Lesen liebe, lese und schreibe ich Gedichte. a) Sie sind für mich besonders in Notzeiten DAS Ventil, durch das allzuviel Innendruck abfließen kann. Und b) fassen sie eben sehr verdichtet zusammen, was sich sonst in epischen Runden in meinen Tagebüchern – und im Kopf!! – wiederfindet. Zum Thema TAGEBUCH-Schreiben gibt es auch eins.  (Es ist aus meinem ersten Gedichtband steinschwer & federleicht) Hier ist es:

Ein neues Tagebuch

Leere Seiten,
ungeahnte Weiten der Seele
breiten sich Buchstabe für Buchstabe aus,
tragen wie Flüsse
des Lebens Leiden und Süße,
hier träge, dort reißend,
aber immer verheißend,
Richtung Strom und Meer.

Drum sei nicht bang,
ist der Weg zum Meer auch lang,
dein fernes Sehnen
nach Sich-Verströmen,
es findet sein Ziel.

©Maria Anna Ast

Tja, und schon geht es mit dem los, was mich EIGENTLICH beschäftigt, wenn es um das Handbuch selbst geht…

Das passt aber jetzt nicht hier zur Überschrift. Und deshalb werde ich das in einem Extra-Beitrag posten. Es geht um eine Entscheidung, die es zu treffen gilt. Und vor der Entscheidung liegt noch die Entscheidung, ob ich darüber öffentlich, also hier, reflektieren will oder nicht… Weiß ich grad noch nicht. Erst mal ein Ründchen Tee trinken, aufstehen, ins Grüne gucken, sich/mich bewegen. Dann kommt ja häufig auch schon was in Bewegung = Kopf folgt Körper. Dafür habe ich fast 60 Jahre gebraucht, um das zu erkennen! Dass es nicht NUR umgekehrt funktioniert = Körper folgt Kopf. Dass es in BEIDE Richtungen funktioniert!!