Warum Träume keine Schäume sind oder Contra Generalisierungen und: Nieder mit: Immer, alle, nie!
Letztens sagte mir jemand (Männliches): „Du immer mit deinen Angeboten von wegen Träumen und Talente entdecken und wahr machen. Ich find das ehrlich gesagt völligen Quatsch! Wozu träumen, wenn ich eh weiß, dass das total unrealistisch und unrealisierbar ist!“
So, das musste Mann wohl mal loswerden. Mit dieser Denke ist er sicher nicht alleine.
Drüm nehme ich das mal zum Anlass, hier näher drauf einzugehen.
Ich habe ihn gefragt, ob er früher als Kind geträumt hätte. Ja, klar, hätte er, aber das sei ja üblich in der Kinderzeit und nun könne er nach-denken und unterscheiden, ob sein Traum total daneben sei, was Realisierbarkeit anginge oder nicht.
Und, ob er schon versucht hätte, seine Träume umzusetzen? Ja klar doch. Und, ob ihm das gelungen sei? Na ja, einige schon, andere derweil überhaupt nicht. Da wäre er grandios gescheitert (inkl. eines unvollendeten Studiums) und da müsse er seiner Mutter vielleicht doch recht, die immer zu ihm gesagt hätte: Junge, was du nur für Flausen im Kopf hast mit deiner Studiererei…?!.
Es ging noch eine Weile so weiter, er erzählte von seinen Misserfolgen, flapsig und witzig und geistreich. Mann verdrängt halt gerne die Gefühle von Scham und des Gescheitert-seins und was tun die meisten Menschen dann, wenn sie häufig genug Misserfolge hatten? Sie meiden diese Sphären wie der Teufel das Weihwasser.
Das gleiche erlebe ich bei Frauen häufig, wenn es um das Thema Männer geht: eine! einzige negative Erfahrung – und peng, sind ALLE Männer Schweine. Kommt eine zweite Enttäuschung dazu, wird frau sich ggf. völlig von einer Partnerschaft verabschieden, um diese (negative) Erfahrung nicht wieder zu erleben und sich so verletzt und beschämt zu fühlen.
Die Beispielkette ließe sich endlos verlängern. Aufs Thema Träumen bezogen meint das häufig: ich bin zig Mal mit meiner Träumerei und deren Umsetzung gescheitert – und nun meide ich diese Gegend ganz und gar und für immer! Feddich! Bringt ja doch nichts – außer Enttäuschung, Schmerz, Wut, Trauer. Auf näheres Nachfragen, WARUM aus seinen Träumen nix geworden seien, meinte er dann doch, na ja, vielleicht lag es gar nicht am Traum an sich, eher an mangelnder Unterstützung, oder er hätte in seiner Anfangseuphorie vielleicht die Rahmenbedingungen nicht genug berücksichtigt, und bei einigen sei er auch nur halbherzig dabei gewesen…
Was will uns das sagen? Was können wir aus unseren Tagträumen lernen?
Unsere Beziehung zum Träumen und zu Träumen und deren Umsetzung hat eine lange eigene biografische Geschichte. „Träume und Wünsche sind unsterblich“ sagte schon Rodin. Wir können sie natürlich wegsperren, runterdrücken, runterschlucken, mit Arbeit oder Action totschlagen – oder wir können lernen, herauszufinden, was die eigentliche Botschaft oder der Wesenskern meines Traumes ist.
Beispiel, was mit Wesenskern gemeint ist:
Ich hatte mal 4 junge Männer in einer Gruppe, die alle Pilot werden wollten. Im Coaching wurde freigelegt, was der Kern ihres Berufswunsches war. Und der war bei jedem unterschiedlich.
Der eine wollte Pilot werden, weil er sich sehr für Flugzeuge und alles was fliegt, interessierte.
Der Zweite wollte durch die Welt reisen, irgendwie, Hauptsache reisen, reisen, reisen.
Der Dritte wollte Pilot werden, da er Uniformen attraktiv fand, (aber eben nicht die von der Bundeswehr oder der Polizei).
Der Vierte wollte seine Sprachkenntnisse anwenden können und nicht zu Hause im Kuhkaff kleben bleiben.
Sie sehen: vordergründig träumten alle davon, Pilot zu werden. die eigentlichen Gründe sagen aber erst etwas über das WESEN des Traumes/Wunsches aus, und das hat dann wesentlich – nämlich mit dem Wesen eines jeden Einzelnen zu tun.
Ich kürze ab. Nr. 2 trug Brille und irgendwie ging das glaube ich nicht, damit Pilot zu werden.Sein Wesenskern oder Herzensmotiv lautete: Ich will um die Welt reisen! Er hat sich für eine Kapitänsausbildung entschieden, reist jetzt um die Welt st glücklich damit!
Zusammengefasst: Das Schöne an Wesenskernen ist, dass der Urgrund des Traumes erhalten bleibt, der Weg dahin darf dann plötzlich ein völlig anderer sein. (WIE man(n) an seinen Wesenskern kommt, das ist WESEN meiner Coachings und Kurse ).
Contra Generalisierung – immer, alle, nie
Zurück zu meinem Bekannten. Irgendwie hörte ich ja noch eine Generalisierung raus, also: Du, Maria, willst ja, dass ALLE Leute IMMERZU träumen. Nee, so is das nicht. Auf Generalisierungen reagiere ich generell 🙂 und immer 🙂 ziemlich allergisch.
Meine Rückmeldung dazu an meinen Bekannten:
IMMER träumen Richtung, höher, schneller, weiter, Richtung Verwirklichung JEDEN Traumes is nich und ist auch gar nicht gemeint. Das wäre Gleichmacherei und würde den anderen ja gar nicht da abholen, wo er oder sie grad im Leben steht.
Klar ist: Wer so richtig glücklich und zufrieden ist, träumt von anderen Dingen als jemand, der gerade depressiv im Tal sitzt oder dessen Geldbeutel bei Hartz 4 gelandet ist.
Grundbedürfnisse müssen, sollen, wollen als erstes befriedigt sein. DA macht es wenig Sinn denen zu sagen, ach was, nun träum mal schön groß und bunt, wird schon! Wird eben manchmal – völlig unverschuldet – nicht!
Da geht es dann ans wirklich Eingemachte, nämlich der eigenen Haltung zu den Grundthemen des Menschseins:
Wie gehe ich mit Ungerechtigkeit um, ohne daran zu zerbrechen? Wie gehe ich mit – vermeintlicher oder tatsächlicher – Ohnmacht um? Was kann ich innerhalb eines bestimmten Rahmens doch noch tun und ändern oder versuchen – ganz konkret?. Aber auch: mit welcher Haltung versuche ich das (noch einmal)? Wie gehe ich damit um, wenn meine Bemühungen auch dieses Mal wieder scheitern sollten?
Nochmal: Mir geht es beim Thema „Träumen“ nicht darum, das als Daueraufforderung in die Welt zu predigen. Das wäre dann bloß der Gegenpol zur der Einstellung meines Bekannten: NIE mehr zu träumen oder nur noch zu träumen, wenn es ABSOLUT realistisch ist.
Mir geht’s wie immer 😉 darum, Menschen Wahlfreiheit zu ermöglichen: statt Träumen kategorisch, völlig, komplett, total, absolut!! abzulehnen, sich entscheiden zu können, was dran ist: Träum ich heute mal einfach so vor mich hin – oder nicht?
ER hat’s verstanden! Und dann habe ich ihm noch einen kleinen Vortrag zu Glaubenssätzen und Blockaden und innerer Haltung gehalten…. Den erspare ich Ihnen aber jetzt. Außer der einer Zeile aus Hermann van Veens Lied „Ich hab ein zärtliches Gefühl“ , die ich ihm dann noch zitiert habe und die mir – bekennende Melancholikerin, die ich zuweilen (nicht immer!!!) bin – die geht so:
„Ich hab ein zärtliches Gefühl,
für den, der sich zu träumen traut.
Der, wenn sein Traum die Wahrheit trifft,
noch lachen kann, wenn auch zu laut.“
Und, wie halten SIE es mit den Träumen und mit dem Träumen? Und welche Einstellung haben Sie dazu?
Wenn Sie mögen, teilen Sie es mir und anderen hier mit.
Das tollste an träumen ist das irre gute gefühl, wenn man schließlich einen solchen traum verwirklicht hat. Das ging mir 1991 so, als ich mit einem richtigen großen segelschiff (dreimastbark) von Napoli nach Barcelona gefahren bin und den 40 m hohen fockmast über die wanten bestiegen habe wie ein pirat im korsarenfilm. Davon hatte ich jahrzehntelang geträumt!
Schöne grüße von Jens
Hallo, lieber Jens,
wie Du das so beschreibst, da krieg ich schon fast ’ne Gänsehaut. Es geht eben ums Gefühl: dieses intensive Erleben, das mit dem Kopf allein nicht zu erreichen ist, sondern mit allen Sinnen wahr genommen wird.
Das Schöne daran ist ja auch: wenn wir uns erinnern, können wir genau dieses wunderschöne GEFÜHL wieder generieren! Und uns damit in einen Zustand bringen, den man im NLP „Moment of Excellence“ nennt.
Ich nehm das mal als Anlass, diese Methode in meinem nächsten Newsletter oder Blog-Artikel in die Welt zu geben. Denn, sind wir im guten Zustand, fällt uns, wenn’s mal nicht rund läuft, eher wieder was ein, als im low-energy-Zustand.
Und, geht’s noch mal los mit der Dreimastbark oder harren andere Träume der Realisierung?
Wie auch immer, Danke für das Mit-Teilen Deiner Erfahrungen!
Maria