FreundeInnen, liebe KundenInnen, da die Anfragen nicht abreißen, ob ich als Vielleserin nicht doch noch Buchtipps hätte…, habe ich mich jetzt entschlossen, sie doch hier zu bündeln, damit ich jedem und jeder einzeln antworten muss. Und vielleicht suchen ja auch noch andere LeserInnen dieses Blogs nach interessanten Lektüre-Anregungen zur Selbstwerdung und Lebenskunst und Lebenbewältigung, darunter auch viele Romane, eine Zeitschrift und zwei Sachbücher zu Achtsamkeit.

Romane, die mir dieses Jahr besonders gefielen:

  1. 8 Berge von Paolo Gognetti: Geschichte über eine ungewöhnlich (tiefe) Männerfreundschaft, Sprache, Tiefe, Dichte der Lebens-Geschichte haben mich sehr berührt.
  2. Die Erfindung der Flügel von Sue Monk Kidd: Geschichte einer ungewöhnlichen Frauenfreundschaft zwischen Sarah, der Gutstocher, und der Sklavin Hetty; letztere kriegt Sarah als Geschenk zum 11ten Geburtstag. Sarah Grimké hat es wirklich gegeben! Der Autorin war es wichtig aufzuzeigen: Nicht nur Männer haben sich in der Anti-Sklaven-Bewegung engagiert. Sarah und ihre Schwester waren die ersten offiiziellen RednerINNEN bei der Anti-Sklaven-Bewegung. Nicht nur das zeichnet ihre außergewöhnlichen Biografien und das Buch aus. Das Buch berührt, weil es Kapitel um Kapitel einmal die Sichtweise der ‚Herrin‘ und der ‚Sklavin‘ aufzeigt – und wie es trotz aller Klassenunterschiede doch so etwas wie Freundschaft geben kann.
  3. Das Genie von Klaus Cäsar Zehrer: Eine fulminante und rasante Entwicklungsgeschichte und meisterliches Lehrstück, was Optimierungswahn in frühester Kindheit bewirken kann. Der 11-jährige James Sidis wird vom Vater, Psychiater, aus Überzeugung vom ersten Lebenstag an ‚gefördert‘: Mit Erfolg. Sein Sohn wird ein Wunderkind (an Wissen!) und langweilt sich bereits mit 7 in der Uni. Sein Vater kämpft um die Anerkennung mit seiner Sidis-Methode als allgemeine Bildungsgrundlage. Allein, das Leben seines Sohnes wird alles andere als glücklich: er verweigert sich und sein Wissen der Gesellschaft, mit allen Konsequenzen.
  4. Altenstein von Julie von Kessel: Der Roman zeigt den Aufstieg und Fall, die enge Verbundenheit und den Zerfall einer Familie, die aus Ostpreußen fliehen mussten und deren Kinder versuchen – jede auf ihre Art – in der Bundesrepublik Fuß zu fassen. Die Zerreißprobe beginnt, als der Jüngste mit aller Macht versucht, das alte Gut wiederzuerwerben.
  5. Die Zweisamkeit der Einzelgänger von Joachim Meyerhoff: Nachdem ich seine drei ersten Bücher verschlugen hatte (Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war – Alle Toten fliegen hoch – Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke), war ich ehrlich gesagt, mittelprächtig skeptisch, was Herr Meyerhoff uns denn sonst noch zu seinem Leben sagen kann. Dieses Mal erzählt er vom Erleben (und Scheitern) seiner drei ersten Liebesbeziehungen. Köstlich, einfach nur köstlich, wie unterhaltsam und dennoch tiefsinnig, frech und dennoch melancholisch er uns teilnehmen lässt, wie er die Menage à trois mit Hanna, der Hyperintellektuellen,  Franka, der exentrischen Tänzerin und Ilse, der runden Bäckersfrau, versucht zu händeln. Das kann nicht wirklich gutgehen auf Dauer…
  6. Meine Antonia von Willa Cather: Eine Wiederentdeckung! Antonia, ein junges böhmisches Mädchen, wandert 1880 mit ihren Eltern in die Steppe Nebraskas aus. Ein hartes und karges Leben. Entschlossen nimmt sie ihr Leben in die Hand. Die Originalausgabe stammt aus dem Jahr 1918, in deutscher Übersetzung erschien es erstmals 1928. Für mich ist und bleibt es ein Klassiker, denn es ist „eine unsentimentale, meisterhaft erzhälte Hommage an eine grandiose Natur und an jene Menschen, die … für ein freies Leben aus eigener Kraft kämpfen.“  Und: Erst im Nachwort – unbedingt nicht vorher lesen! – wird einem die ganze Tragweite und Tragik der Geschichte klar.

Thema LEBENSKUNST:

Da möchte ich als Erstes eine ZEITSCHRIFT empfehlen, was ich ja eher selten tue: Das flow-magazin, das es als Einzelausgabe oder im Abo gibt. In der aktuellen Ausgabe Nr. 30  wartet wieder ein schöner Tageskalender auf die LeserInnen. Mir gefällt die äußerst kreative ART, mit der dort Lebensthemen behandelt und aufbereitet werden. Auch die Themenaufteilung in: Feel connected, Live mindfully, Spoil Yourself, Make it simple, die sich durch jedes Heft und auch durch den Kalender zieht, gefällt mir.

ACHTSAMKEIT war mein persönliches Schwerpunktthema dieses Jahr. Meine Lieblingsbücher dazu:

  1. SLOW DOWN YOUR LIFE – Vom Glück der Gelassenheit von Kai Romhardt: Mein absolutes Lieblingsbuch!, schon fast eine Art Achtsamkeitsbibel für mich, in der ich immer und immer wieder lese. Ich mag seine sowohl intelligente wie berührend einfache Art, mit der er Achtsamkeit auf den/meinen/unseren Alltag überträgt und übertragen hilft. Ich mag die Strukturiertheit des Buches, dass es und er keinen quasi-religiöse Botschaft hat: Werde Buddhist und, aummm, dann gelingt dein Leben; ich mag die konkreten Anweisungen. 
  2. Herz öffnen statt Kopf zerbrechen – Der Weg zu Freiheit, Freude und Frieden von Safi Nidiaye: Im Prinzip wendet die Autorin das bekannte Achtsamkeitsprinzip: Atme – lass deine Gedanken vorüberziehen wie Wolken am Himmel – bewerte nicht – nimm einfach wahr – auf, um es um die Dimension: HERZ öffnen! zu erweitern. Ihre These: Erst wenn wir uns trauen, unseren tiefsten Schmerz hinter unseren Blockaden und Ängsten zu FÜHLEN, werden wir erlöst, WEIL wir ihn endlich, endlich hören und nicht mehr verdrängen. Und schließlich erkennen: Wir können ihn aushalten und erlösen. – Das Prinzip hat mir KOPFmenschen sehr geholfen, entschieden mehr MITGEFÜHL mit mir zu entwickeln.
    Kritikpunkte mei,erseits: 1. Es gibt mehr als diese eine Methode. Ich kann und will nicht immer und überall alles bis zu Ende durchfühlen. Mal is auch was anneres, Pragmatischeres oder einfach verschieben oder ablenken dran.  – 2. Mir ist das zu absolut auf: Fühl den SCHMERZ und alles wird gut ausgerichtet. Ich zumindest will und muss  lernen, wie sich GLÜCK und SELIGKEIT und tiefe FREUDE anfühlt – und übe, diese auszuhalten, ohne wieder in das alte Kastrophier- und Schmerz-Muster zurückzufallen!
  3. Sonderheft der Zeitschrift flow: 19 Tage voller Achtsamkeit – A cals mind is a creative mind – Einfach schön zu lesen, zu stöbern, sich anregen zu lassen, WIE mensch achtsam mit sich umgehen kann.

Grad seh ich noch die „Gebrauchsanweisung für das Leben“ von Andreas Altmann hier liegen. Eine ungestüme Liebeserklärung ans Leben, so steht es auf der Rückseite des Buches. Altmann ist eigentlich Reiseschriftsteller, u.a. hat er auch die „Gebrauchsanweisung für die Welt“ geschrieben. Aufschlussreich und fast noch interessanter zu lesen war sein biographisches Buch „Das Scheißleben meines Vater, das Scheißleben meiner Mutter und das Scheißleben meiner eigenen Jugend“.  Wer das gelesen hat, versteht entschieden besser, warum der Autor so schreibt, wie er schreibt.

So, time flies, hier beim Schreiben und Verlinken besonders schnell. Ich hoffe, dass etwas Passendes für SIE dabei ist! Für den Moment grüßt Sie adventlich-herzlich: Maria Ast